Nach Jahren fallender Gebühren im Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) zeichnet sich die Bildung eines Bodens heraus. Dies sagt Stefan Kuhn, Deutschlandchef von SPDR, dem Ableger für börsengehandelte Indexfonds (ETFs) des US-Finanzkonzerns State Street, im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. "Der Preisrückgang hat weitgehend die Talsohle erreicht", meint Kuhn. "Nur bei wenigen ETFs bewegen sich die Preise im niedrigen, einstelligen Basispunktbereich." Investoren sei durchaus bewusst, dass die Anbieter ihre Kosten decken müssen.

Die Gebühren in der Fondsbranche sinken seit geraumer Zeit. Dies belegt etwa eine Auswertung von ICI Global, dem internationalen Ableger des US-Fondsbranchenverbands Investment Company Institute (ICI). Demnach sind volumengewichtet die Gebühren für UCITS-Vehikel, die in Aktien investieren, von 2013 bis 2020 um 17 Prozent auf durchschnittlich 1,24 Prozent gefallen. Bei Anleihen-UCITS sanken die Kosten im gleichen Zeitraum sogar um 26 Prozent auf 0,73 Prozent. Nur bei Mischfonds blieben die Preise relativ konstant: 2013 waren es 1,45 Prozent, 2020 dann 1,40 Prozent.

"Ein Schnaps mehr Rendite"
Besonders im ETF-Geschäft ist der Wettbewerb hart. Große Häuser versuchen, ein größeres Volumen zu erreichen und damit Skaleneffekte zu erzielen. Neulinge wiederum wollen mit Kampfangeboten Marktanteile erobern. Dementsprechend purzelten vor allem bei den Indexfolgern die Preise. Dennoch gibt es auch in diesem heiß umkämpften Geschäft noch Segmente, in denen sich für die Anbieter höhere Margen erzielen lassen.

"In manchen Bereichen können sie höhere Gesamtkosten durchsetzen, etwa bei nachhaltigen ETFs", berichtet Kuhn. "Vergangenes Jahr war das Feld der ESG-ETFs noch relativ jung." Sich als Asset Manager dem Thema anzunehmen, sei mit höheren Kosten für Research und Produktentwicklung verbunden gewesen. "Mittlerweile kommen auch hier günstigere Produkte auf den Markt", so der State-Street-Mann. "Gleichwohl lässt sich hier noch ein Schnaps mehr Rendite erzielen." Zudem verspricht der Markt ein hohes Wachstum. "Vor allem ESG-ETFs gewannen an Momentum.", meint Kuhn. Von den gut 170 Milliarden US-Dollar an Mittelzuflüssen in Europa entfielen fast die Hälfte auf nachhaltige Produkte. "Das verdeutlicht, wie stark die Nachfrage ist."

Themen-Trend vorerst an Fahrt verloren
Ein weiterer Trend, der im aktiven wie auch im passiven Segment Fuß fasst, sind Themenfonds. "Auch hier ist der Research-Aufwand höher als bei Standard-Indizes", erläutert Kuhn. "Entsprechend fallen hier die Gebühren und damit auch die Margen etwas höher aus." Insbesondere in den ersten beiden Quartalen verzeichnete dieses Segment ein hohes Wachstum. "In der zweiten Jahreshälfte kam hingegen Inflationssorgen auf und insbesondere Aktien waren gefragt", schränkt der Länderchef ein. "Die übrigen Marktteile gewannen – zuungunsten der Themen-ETFs."

Ungebremstes Wachstum verzeichnet wiederum der Markt für Anleihen-ETFs. "Der Bondhandel ist der Bereich, in dem sich über eine digitale Infrastruktur im Handel die Effizienz steigern lässt. Dies kommt wiederum Anleihen-ETFs zugute", sagt Kuhn. Der Anleihenhandel wird zu großen Teilen abseits der Börsen abgewickelt. Entsprechend ist die Automatisierung, anders als etwa bei Aktien, noch lange nicht so fortgeschritten. Zudem ist das Feld der Bond-ETFs noch jünger und das Angebot noch nicht so gut ausgebaut. "Das Innovationspotenzial ist hier größer als etwa bei Aktien, wo bereits viele Bereiche des Marktes abgedeckt sind", erläutert Kuhn. Bei nachhaltigen Rentenstrategien beispielsweise bestehe noch viel Spielraum, um mit neuen Produkten Anleger gewinnen zu können.

"Explosionsartiges Wachstum"
Desweiteren beobachtet Kuhn bei Sparplänen in Deutschland "ein explosionsartiges Wachstum". Die regelmäßige Anlage führe zu einem kontinuierlichen Zufluss in den ETF-Markt. Dies macht den Markt auch für State Street Global Advisors interessant. Das Haus richtet sich bislang eher an institutionelle Investoren und Intermediäre. "Wir schauen uns das Feld der Retailanleger intensiv an und überlegen, wie wir dort partizipieren können", sagt Kuhn. "Die Produktpalette unseres Hauses ist groß genug, um hier ein attraktives Angebot unterbreiten zu können." (ert)