Das Crowdfunding-Geschäft ist ein hartes Brot, und deshalb verdienen die meisten Plattformen noch kein Geld mit der Vermittlung alternative Finanzierungen für Projekte und Unternehmen. Viele Plattformen verschwinden nach einiger Zeit deshalb geräuschlos vom Markt, andere suchen ihr Heil in Kooperationen und Übernahmen. Der österreichische Crowdfunding-Dienstleister Conda, der seinerseits Plattfformen in Österreich und Deutschland betreibt, wählt einen anderen Weg: Er lässt sich aufkaufen.

Zwei junge Unternehmen schließen sich zusammen
Die Startup 300 AG aus Oberösterreich gab bekannt, die Conda AG bis Mitte 2019 in mehreren Stufen zu hundert Prozent übernehmen zu wollen. Über die Höhe des Kaufpreises, der zum Teil in Cash und zum Teil in Aktien der Startup 300 AG beglichen werde, sei Stillschweigen vereinbart worden. Conda werde als Marke und eigenständiges Unternehmen erhalten bleiben. Die Gründer Paul Pöltner und Daniel Horak bleiben laut Aussendung als Vorstände an Bord.

Conda wurde 2013 gegründet und bezeichnet sich als die "erfolgreichste österreichische Plattform für Crowdinvesting in der DACH- und CEE-Region". Das Wiener Unternehmen hat nach eigenen Angaben für 104 Projekte über 25 Millionen Euro an Crowdkapital akquiriert. Conda betreibt nicht nur eigene Investmentplattformen, sondern bietet die technische Infrastruktur auch fremden Plattformbetreibern an ("White-Label-Lösungen").

Keine gute Bilanz bei Conda
Besonders erfolgreich ist Conda bislang allerdings nicht. 2017 machte die Aktiengesellschaft etwas mehr als eine halbe Million Euro Verlust. Für die Unternehmensfinanzierung mussten neue Anteile ausgegeben und Darlehen aufgenommen werden. "Die Eigenmittelquote der Gesellschaft ist negativ, eine fiktive Schuldentilgungsdauer ist nicht ermittelbar. Somit besteht (…) Reorganisationsbedarf", heißt es im Jahresabschluss. Zum Ende des Jahres beliefen sich die Verbindlichkeiten auf etwas mehr als eine Million Euro. Das negative Eigenkapital betrug knapp eine halbe Million Euro.

Während das Geschäft in Österreich und Deutschland offenbar kostendeckend ist, läuft es in der CEE-Region nicht wie geplant. Deshalb wurden diese Aktivitäten Mitte 2017 "konsolidiert" und in der Conda AG neu organisiert. Diese ist nach eigenem Bekunden für "die technologische Umsetzung und die Weiterentwicklung" zuständig. Dabei seien die Themen Blockchain und ICO für die Zukunft wichtig. Das operative Geschäft in den einzelnen Ländern übernehmen Tochtergesellschaften.

Ein breites Angebot und Netzwerk für Jungunternehmer
Startup 300 und Conda wollen gemeinsam für Unternehmen den Zugang zu privatem Risikokapital verbessern und die Unterstützung von Start-up-Gründungen professionalisieren. "Crowdinvesting ist nur ein kleiner Ausschnitt einer Finanzierungskette für Startups. Es braucht vom ersten Preisgeld bis zu Risikokapital-Fonds einen soliden Mittelbau aus Business-Angels und der Crowd. Wir wollen eine durchgängige Kette für Finanzierungen bauen", meint Startup 300-Vorstand Michael Eisler.

Startup 300 betreibt nach eigenen Angaben ein "Ecosystem" für Start-ups und junge Firmen. Investoren und Unternehmer bieten in dieser "Community" das Netzwerk, Know-how, Kapital und die Räumlichkeiten an. Startup 300 betreibt selbst einen Campus in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben an rund 35 jungen Unternehmen beteiligt. Das 2015 gegründete Unternehmen wird von etwa 200 zum Teil prominenten Aktionären wie Hermann Hauser, Hansi Hansmann und Michael Altrichter getragen.

Startup 300 plant Börsengang
2019 will die Startup 300 AG an die Börse gehen. Sie plant ein Listung im "Direct Market Plus", den die Wiener Börse am 21. Januar 2019 öffnen will. Er ist Teil des so genannten Dritten Marktes, der sich an kleine und mittelgroße Unternehmen richtet. Startup 300 macht nach eigenen Angaben einen "Jahresumsatz im mittleren einstelligen Millionenbereich". 2017 betrug er erst 156.000 Euro, aus dem letztlich 340.000 Euro Jahresfehlbetrag wurden. Allerdings war das Unternehmen zum Jahreswechsel mit einer rund zwei Millionen Euro großen Kapitaldecke ausgestattet. (ae)