Bittere Pille für den einstigen Starmanager Neil Woodford: Seine eigene Firma denkt offenbar darüber nach, ihn abzusetzen. Das berichtet die Nachrichtenagentur "Reuters". Damit dürfte das oberste Management der börsennotierten Woodford Patient Capital Trust Konsequenzen aus den jüngsten Eskapaden des Fondsmanagers ziehen: Im Juni schockte Woodford seine Anleger, als er seinen Flaggschifffonds, den Equity Income Fonds, dichtmachte, um weitere Abflüsse zu verhindern. Das Manöver rief auch die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA auf den Plan.

Die Aktien der börsennotierten Gesellschaft büßten daraufhin rund ein Drittel ihres Wertes ein. Der Verwaltungsrat des Fondshauses spiele darum mit mehreren externen Fondsmanagern verschiedene Optionen durch, gab das Unternehmen laut "Reuters" bekannt. Außerdem machte die Gesellschaft öffentlich, dass Woodford Anfang Juli 1,75 Millionen Aktien seiner Gesellschaft verkauft hat. Das entspricht rund 60 Prozent seiner Beteiligung. Angeblich benötige Woodford das Geld, um persönliche Schulden zu begleichen.

Ruf des Starmanagers ist ruiniert
Woodford wurde in der Finanzbranche lange als genialer Investor und versierter Stockpicker gefeiert. In Anlehnung an US-Investor Warren Buffett, dem "Orakel von Omaha", nannte man ihn das "Orakel von Oxford". Um den ambitionierten Erwartungen der Investoren gerecht zu werden, ging Woodford zuletzt aber immer höhere Risiken ein.

So setzte er während des 2018er Börsenabschwungs in immer größeren Ausmaß gezielt auf Anteile nicht-börsennotierter Unternehmen und umging dabei wohl sogar eine EU-Vorschrift, die die Quote solcher illiquiden Werte in einem Publikumsfonds auf zehn Prozent limitiert. Woodford hatte offenbar einige dieser Papiere an der Börse der Kanalinsel Guernsey listen lassen, um den Anteil der nicht-notierten Assets von geschätzt 18 auf die erlaubten zehn Prozent zu senken – zumindest auf dem Papier. Dennoch blieb die Performance seines Prestige-Portfolios mäßig.

Anleger verloren zunehmend den Glauben an den Starmanager und zogen ihr Kapital ab. Mit der Schließung seines Flaggschifffonds wollte Woodford offenbar Zeit gewinnen, um Aktien zu verkaufen und Liquidität aufzubauen. Darauf lassen Daten des Analyseunternehmens Morningstar schließen, die "Reuters" vorliegen. (fp)