Sich im Homeoffice voll auf die Arbeit zu konzentrieren, fällt vielen schwer. Das betrifft vor allem Frauen mit Kindern, wie Studien aus dem angelsächsischen Raum nun erneut zeigen. Mütter, die zu Hause arbeiten, werden als "natürliche" Ansprechpartnerinnen ihrer Kinder gesehen, was während der Pandemie bei vielen Arbeitnehmerinnen zu Zerreißproben zwischen Familie und Job geführt hat. Das macht das Werkeln im Homeoffice für Frauen mitunter zur Karrierefalle.

Soziologin Jutta Allmendinger warnt im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) vor den negativen Effekten: "Frauen können in Abwesenheit vom Arbeitsplatz ihre Leistungen oft weniger zeigen, häufig verlieren sie auch den persönlichen Anschluss an ihre Kolleginnen und Kollegen." Hinzu komme, dass sich Netzwerke leichter beim Mittagstisch in der Kantine oder in den Pausen bei Konferenzen knüpfen ließen als auf digitalen Plattformen. 

So hat die Pandemie laut Allmendinger in der Geschlechtergerechtigkeit zu Rückschritten geführt. Traditionelle Rollenbilder seien wieder im Kommen, jetzt da sich Kinder wieder daran gewöhnt hätten, dass Mütter von zu Hause arbeiten. Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung fürchtet, dass sich das zunehmend im Einstellungsverhalten der Arbeitgeber zeigen könnte: "Je stärker sich Stereotype verfestigen, desto zurückhaltender werden Frauen verantwortungsvolle Stellen zugetraut." Die Arbeit zu Hause droht also in einem Teufelskreis zu münden. 
 
Care-Arbeit aufteilen 
Um Frauen den Zugang zu Führungspositionen zu ebnen, muss sich aus Sicht der Soziologin Grundlegendes verändern. Sie fordert erweiterte Angebote für die Kinderbetreuung, zum Beispiel in Form von Ganztagsschulen, und eine bessere Aufteilung der Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern. (fp)