Gut anderthalb Jahre ist es her, dass DWS-Starmanager Henning Gebhardt zu Berenberg wechselte. Sein Auftrag: Eine schlagkräftige Asset-Management-Einheit aufbauen. Bislang hält er Wort. Beispielsweise stießen im Oktober 2017 Matthias Born und Peter Kraus, zwei Erfolgsmanager von Allianz Global Investors, zu Berenberg. Und einen Monat später folgte Lars Albert, der zuvor den Vertrieb bei Baring Asset Management in Deutschland und Österreich steuerte. Im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE erläutert der neue Leiter Sales Asset Management, wie es gelingen soll, Berenberg-Fonds im breiteren Vertrieb zu etablieren.


Herr Albert, Sie leiten inzwischen seit rund einem halben Jahr den Fondsvertrieb bei Berenberg. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?

Lars Albert: Sehr positiv. Berenberg arbeitet sehr konsequent an dem strategischen Ziel, das Wealth and Asset Management als starkes Standbein neben Investment Banking, Firmen- und Privatkundengeschäft zu etablieren. Ein Beispiel: Matthias Born und Peter Kraus, die beide von Allianz Global Investors zu Berenberg wechselten, hatten am 1. Oktober vergangenen Jahres ihren ersten Arbeitstag. Pünktlich an diesem Tag wurden auch ihre Fonds aufgelegt. Die neuen Kollegen konnten direkt loslegen. In einem Großkonzern wäre das so nicht möglich gewesen, in einer kleinen Boutique aber auch nicht, weil dort die nötige Infrastruktur fehlen würde. Ich schätze die schnellen Entscheidungen und das klare Bekenntnis, in dieses Geschäft zu investieren. Das zeigt sich auch an meinem Start hier bei Berenberg.

Inwieweit?

Albert: Ich hatte am 1. November meinen ersten Arbeitstag, und schon zum Jahreswechsel stand die mit der Geschäftsleitung abgestimmte Strategie für meinen Bereich fest. Die ersten Vertriebskollegen, die ich an Bord holte, kamen im März ins Unternehmen. Im September wird unser Team vollständig sein.

Zumindest im breiten Wholesale- und Retail-Geschäft spielten Berenberg-Fonds bislang kaum eine Rolle. Ihr Ziel ist mutmaßlich, das zu ändern.

Albert: Genau. Berenberg hatte zwar schon früher ein recht großes Asset-Management-Geschäft, konzentrierte sich bislang aber auf quantitative Anlagestrategien für institutionelle Investoren wie Stiftungen und Versorgungswerke. Auf der Retail-Seite gab es nur die exklusive Kooperation mit den Sparkassen, deren Private-Banking-Sparten unter anderem Zugriff auf die vermögensverwaltenden Mischfonds der 1590-Serie haben. Mit Henning Gebhardt kamen nun die klassischen Aktienfonds mit ihrer fundamentalen Einzeltitelselektion hinzu. Mein Job ist es, einen breiteren Vertrieb aufzubauen. Dazu gehören die großen Wholesale-Plattformen wie Retailbanken, Privatbanken, Dachfonds und Vermögensverwalter. Auch das Geschäft mit Fondspolicen ist interessant.

Wie wird das Vertriebsteam aussehen, wenn die letzten Kollegen an Bord sind?

Albert: Mich eingerechnet wird das Team letztlich 18 Mitarbeiter umfassen, verteilt auf fünf Standorte: Hamburg, Frankfurt, Wien, Genf und Zürich. Acht arbeiten im Retailvertrieb für Deutschland, darunter die Kollegen, die früher schon die kooperierenden Sparkassen unterstützten. Drei betreuen institutionelle Investoren aus Deutschland, zwei kümmern sich um Wholesale-Kunden aus Deutschland, Österreich und Luxemburg. Von Zürich und Genf aus covert jeweils ein Kollege das Wholesale- und institutionelle Geschäft in der deutschsprachigen beziehungsweise der französischsprachigen Schweiz und Frankreich. Ein weiterer Mitarbeiter betreut diese Kundengruppe in Skandinavien. Dazu kommt das Middle- und Back-Office.

Haben Sie schon Pläne für weitere europäische Länder?

Albert: Für den britischen Markt gibt es ein eigenes Vertriebsteam, das nicht meiner Leitung untersteht. In anderen Ländern würden wir zunächst mit lokalen Vertriebspartnern kooperieren, die den Namen Berenberg erst einmal bekannt machen. Es wäre übertrieben, überall gleich mit eigenen Leuten vor Ort zu sein. Wir wollen uns nicht verzetteln.

Berenberg hat einen Fonds für Henning Gebhardt umgebaut und jeweils zwei neue für Matthias Born und Peter Kraus aufgelegt – allesamt Aktienprodukte. Gerade im Retail-Vertrieb sind aber seit Jahren Mischfonds gefragt. Planen Sie auch in dieser Richtung etwas? Schließlich wird Berenberg in der Vermögensverwaltung eine hohe Kompetenz zugeschrieben.

Albert: Wir arbeiten an entsprechenden Lösungen, noch ist es aber zu früh, Ihnen Details zu nennen. Nur ein Hinweis: Wir haben zum 1. Oktober 2017 Bernd Meyer, der zuvor die Multi-Asset-Strategie der Commerzbank leitete, als Chefstrategen für das Asset und Wealth Management verpflichtet. Er verantwortet bei uns das Multi-Asset-Portfoliomanagement und die Vermögensverwaltungsmandate.

Als Henning Gebhardt vor rund einem Jahr das Management des Berenberg Aktien-Strategie Deutschland übernahm, lagen rund neun Millionen Euro in dem Fonds, nun sind es gut 90 Millionen Euro. Mit Blick auf die kurze Historie ist das nicht schlecht. Doch angesichts der Tatsache, dass Gebhardts entsprechender Erfolgsfonds bei der DWS drei Milliarden Euro verwaltete, hatten sich einige Beobachter sicherlich mehr erwartet.

Albert: Sie müssen bedenken, dass wir mit dem Vertrieb ja gerade erst begonnen haben. Das Geld, das bislang in den Fonds floss, stammt von Anlegern, die nur wegen Henning Gebhardts Reputation investiert haben. Viele andere wollen erst einmal abwarten, ob er an seine Erfolge, die er bei der DWS erzielt hatte, anknüpfen kann. Die bisherige Performance spricht absolut dafür. Unser Ziel ist, das Volumen der neuen Fonds zunächst über 100 Millionen Euro zu bringen. Das ist wichtig, weil das für viele Investoren eine magische Grenze ist – kleinere Fonds dürfen sie gemäß ihrer Statuten gar nicht allokieren. Die beiden Nebenwertefonds von Peter Kraus haben diese Hürde schon gemeistert, und Henning Gebhardts Fonds ist kurz davor.

Die beiden Europaaktienfonds von Matthias Born verwalten allerdings erst rund 20 beziehungsweise 40 Millionen Euro...

Albert: … was aber absolut nachvollziehbar ist, weil sich diese beiden Fonds in einem enorm wettbewerbsintensiven Umfeld bewegen. Hinzu kommt, dass viele Investoren mindestens drei Jahre Track-Record sehen möchten. Das ist auch der Grund, warum ich nur erfahrene Vertriebsprofis ins Team hole und keine Anfänger. Unsere Aufgabe ist es, die Investoren anzusprechen, die flexibel genug sind, auch in junge Fonds zu gehen. Für die neuen Fonds spricht, dass die Manager ihre bewährte Strategie nun im kleineren Maßstab umsetzen können und deshalb deutlich mehr Freiheiten besitzen als früher mit ihren milliardenschweren Portfolios. Die bisherige Performance spricht dafür, dass die Kollegen diese Freiheiten gut zu nutzen wissen.

Vielen Dank für das Gespräch. (bm)