Investoren haben im Mai deutlich mehr Geld aus Investmentprodukten des Anbieters Ökoworld abgezogen als aus anderen Fonds der jeweiligen Vergleichsgruppe. Das zeigt eine Auswertung von Lipper-Daten durch FONDS professionell ONLINE. Demnach flossen aus den Hauptanteilsklassen der fünf Ökoworld-Sondervermögen im Mai unter dem Strich Beträge ab, die 0,4 bis 2,5 Prozent des Ende April erreichten Fondsvolumens entsprechen. Die Nettomittelabflüsse der Vergleichsgruppen lagen deutlich darunter (siehe Grafik).

Die Aussagekraft derart kurzfristiger Betrachtungen ist begrenzt, schließlich kommt es im volatilen Investmentgeschäft immer wieder zu höheren Zu- und Abflüssen in einzelne Fonds. Eine gewisse Aufmerksamkeit ist im konkreten Fall jedoch gerechtfertigt, weil Ökoworld Anfang Mai für Schlagzeilen gesorgt hatte: Firmengründer Alfred Platow kündigte zunächst an, Strafgebühren der sogenannten Klimakleber übernehmen zu wollen. Das stieß auf herbe Kritik bis hin zum Vorwurf, zu Straftaten anzustiften – eine Anschuldigung, die sich nach Aussage von Rechtsexperten kaum halten lässt. Überrascht vom Ausmaß der Kritik ruderte Platow schnell zurück und beerdigte die Aktion: "Es war oder ist in keiner Weise meine Intention, zu Straftaten anzustiften, einen Freibrief für Straftaten auszustellen oder das Gesetz zu relativieren", sagte er.
 

Sortiert nach Fondsvolumen; Grafik: FONDS professionell; Quelle: eigene Berechnungen mit Lipper-Daten

Bleibt die Frage, wie verschnupft die Anleger auf Platows Aktion reagieren. Die meisten Ökoworld-Kunden hegen zwar sicherlich gewisse Sympathien für die "Letzte Generation" und ihren Kampf für den Klimaschutz, strafbare Handlungen unterstützen möchten aber mutmaßlich die wenigsten. Insbesondere institutionelle Investoren achten in puncto Nachhaltigkeit gemeinhin nicht nur auf Umweltkriterien, sondern auch auf Governance-Aspekte. Und tatsächlich: Die höchsten Abflüsse aller elf Anteilsklassen von Ökoworld-Fonds, für die Lipper Daten erhebt, musste die D-Tranche des Ökoworld Growing Markets 2.0 verbuchen, die sich an Großanleger richtet. Den Zahlen zufolge flossen im Mai allein aus dieser Anteilsklasse gut 20 Millionen Euro ab, was rund 30 Prozent des Volumens dieser Fondstranche bedeutet.

Insgesamt zogen Investoren im Mai rund 62 Millionen Euro aus Ökoworld-Fonds ab. Das ist nicht viel in Relation zum insgesamt verwalteten Vermögen von zuletzt 3,3 Milliarden Euro, aber doch mehr als im Gesamtmarkt.

"Keine wirklich sehr großen Abflüsse"
Ökoworld selbst sind Firmenangaben zufolge keine Investoren oder Vertriebspartner bekannt, die ausdrücklich aufgrund der angekündigten Unterstützung der Klimakleber Geld aus den hauseigenen Fonds abgezogen haben. "Wir haben das selbstverständlich hinterfragt", sagt ein Sprecher auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE. Aber ein "Rein und Raus", sprich der Kauf und Verkauf von Anteilen, gehöre zum Geschäft. Auch habe es teils Verkäufe aus Gründen der Performance gegeben. "Die Korrektur zur ursprünglichen Meldung seitens Alfred Platow zur Unterstützung von Klimaprotesten erklärte und relativierte die Intention und hat die entstandene Aufregung und Verunsicherung wieder beruhigt", so der Sprecher. "Es gab unter dem Strich auch keine wirklich sehr großen Abflüsse."

Das Unternehmen führt das im Vergleich zum Gesamtmarkt deutliche Minus im Mai vor allem auf die Investmentstrategie des Hauses zurück. "Nach einem guten Jahresstart und insgesamt ersten Quartal hat uns die Entwicklung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die einen Schwerpunkt unseres Investmentuniversums ausmachen, in den letzten Wochen getroffen", erläutert der Sprecher. Nebenwerte hätten zuletzt Verluste einstecken müssen, während die Aktien großkapitalisierter Unternehmen, insbesondere der US-Technologieriesen, gesucht waren. Als Beispiel nennt er Apple, Microsoft und Amazon, die in vielen anderen als nachhaltig vermarkteten Fonds anzutreffen seien: Allein dieses Trio habe fast 70 Prozent zur positiven Performance des S&P 500 seit Jahresbeginn beigetragen – und damit auch andere "Klimafonds" nach oben gespült.

Apple, Microsoft und Co. bleiben tabu
"Wir empfehlen, gerade jetzt an den Ökoworld-Fonds festzuhalten, da alle Trends grundsätzlich intakt sind", appelliert der Sprecher. "Und es ist schön zu sehen, dass unsere Investoren sich zum großen Teil auch genau so verhalten." Der Investmentansatz, der sich langfristig bewährt habe, habe zuletzt eine ungünstige Phase durchlebt, die mehreren Faktoren geschuldet sei, etwa der Sektorrotation zugunsten von "No go"-Branchen und der ausgeprägten Schwäche bei Schwellenländeraktien sowie Small- und Mid-Caps. "Im Hinblick auf unseren strikten Nachhaltigkeitsansatz konnten und werden wir nicht an den Entwicklungen bei Apple, Microsoft, LVMH et cetera partizipieren", betont der Sprecher.

Mit dem "erfolgreichen Management- und Investmentstil" werde man weiterhin an den bekannten aussichtsreichen Anlagethemen partizipieren, meint der Sprecher. "Die fundamentale Entwicklung der Unternehmen wird sich auf Dauer auch wieder in der Kursentwicklung widerspiegeln und die geduldigen Investorinnen und Investoren werden davon profitieren." (bm/jb)