Die Signa Holding GmbH (FN 191343m), die zentrale Gesellschaft im Handels- und Immobilien-Imperium von René Benko, hat am Mittwoch (29.11.) beim Handelsgericht Wien einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens (Sanierung in Eigenverwaltung) eingebracht. Die gesetzliche Mindestquote für ein derartiges Verfahren betrage 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren ab Annahme. Die Bemühungen der in Schieflage geratenen milliardenschweren Immobiliengruppe um zusätzliche Investorengelder sind damit gescheitert, teilt der KSV 1870 mit. 

"Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens", heißt es in einer Mitteilung der Signa Holding. "Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden."

Zum Insolvenzverwalter wurde der Wiener Rechtsanwalt Christof Stapf bestimmt. Die erste Gläubigerversammlung findet am 19.  Dezember statt. Es geht um Passiva in Höhe von rund fünf Milliarden Euro.

Hunderte Projektgesellschaften
Der vom Handelsgericht noch zu bestellende Insolvenzverwalter stehe vor der "Herkulesaufgabe", die Werthaltigkeit der Beteiligungen der Signa Holding zu prüfen, heißt es beim KSV. In Österreich sei die Signa Holding selbst direkt an 36 Kapitalgesellschaften beteiligt. Diese Gesellschaften halten ihrerseits wiederum eine Vielzahl an Beteiligungen. Insgesamt würden rund 390 österreichische Unternehmen in Zusammenhang mit Signa stehen, wobei es sich großteils um Projektgesellschaften handle.

"Durch die komplexen Eigentums- und Stiftungskonstruktionen ist die mittelbare oder gegebenenfalls unmittelbare Möglichkeit der Einflussnahme auf einzelne Gesellschaften zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abschließend beurteilbar", heißt es beim KSV.

Kein Konzerninsolvenzrecht – Zukunft der Töchter ungewiss
Da es in Österreich kein Konzerninsolvenzrecht gibt, werde über die Tochtergesellschaften nicht automatisch ebenfalls ein Insolvenzverfahren eröffnet. Vielmehr sei bei jeder Gesellschaft separat zu prüfen, ob die Voraussetzungen vorliegen. Hier stehe auch die jeweilige Geschäftsführung dieser Unternehmen in der Pflicht, da Haftungsfolgen drohen, wenn Insolvenzanträge verspätet gestellt werden.

Ihnen gehört die Signa Holding
Die "Signa Gruppe" besteht aus mehreren hundert Gesellschaften in verschiedenen Ländern. Auch hier sind die wechselseitigen Beteiligungen äußerst komplex. An der den Insolvenzantrag stellenden Signa Holding GmbH sind laut KSV folgende Gesellschafter beteiligt: Die Innsbrucker Supraholding GmbH & Co KG, an der nach den Recherchen mehrerer Medien die brasilianische Industriellenfamilie Koranyi-Arduini sowie Benkos Stiftung beteiligt sind (54,94 Prozent), die Haselsteiner Familien-Privatstiftung des gleichnamigen Bauunternehmers (15,00 Prozent), die Eugster/Frismag AG des Schweizer Nespresso-Kaffeemaschinenherstellers Arthur Eugster (10,24 Prozent), die Familie Benko Privatstiftung (10,10 Prozent), die Fressnapf Luxembourg GmbH (4,46 Prozent), der Schweizer Wirtschaftsmanager (Lindt) Ernst Tanner (3,00 Prozent), die Schweizer AE Familienholding AG, die der Familie Eugster zugerechnet wird (1,26 Prozent), und die Supra Assets GmbH (1,00 Prozent).

Rotweißroten Banken droht Milliardenverlust
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur "Reuters" sollen sich österreichische Banken mit rund 2,2 Milliarden Euro bei Signa engagiert haben – rund zwei Drittel davon sollen auf die Raiffeisen Bank International (RBI) und die Bank Austria entfallen. Auch die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und die Erste Bank sollen zu Benkos Kreditgebern gehören. (eml/mb)