Ein erster Bericht des Insolvenzverwalters der Signa Holding an die Gläubiger zeigt einmal mehr, dass das Firmen- und Beteiligungsgeflecht selbst für Experten schwer zu durchblicken ist. Der Verwalter, Rechtsanwalt Christof Stapf, sieht kurzfristig den Bedarf für mehr Liquidität und empfahl die Einrichtung eines Lenkungsausschusses für die Sanierungsversuche der gesamten Signa-Gruppe, wie aus einer nach der Gläubigerversammlung am Dienstag (19.12.) veröffentlichten Erklärung hervorgeht.

In der größten Insolvenz der Geschichte Österreichs zeigt sich vor allem ein eklatanter Mangel an Transparenz in der Immobilien- und Handelsgruppe von René Benko. In den Jahren seines rasanten Aufstiegs hat der 46-Jährige Luxusimmobilien wie das Selfridges in London und das Berliner KaDeWe erworben und prominente Milliardäre und Staatsfonds als Investoren um sich geschart.

Verworrene Struktur und vernichtendes Urteil zu Management
Die immer verschachteltere Firmenstruktur, die Benko dabei errichtete, ist so verworren, dass ihre Darstellung laut Stapf 46 Seiten im DIN-A3-Format erfordert. Der Insolvenzverwalter stellte fest, dass im mittleren Management der Gruppe ein Mangel an Managementkapazitäten besteht und die Holding ihrer Kontrollfunktion zuletzt nur mehr teilweise nachgekommen ist.

Benko hat in keinem der Unternehmen eine formale Funktion, seit er im Jahr 2013 wegen Korruption zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Als Vorsitzender des Beirats von Signa war er dennoch maßgeblich an der Führung der Unternehmen beteiligt.

Der Insolvenzverwalter hat außerdem Deloitte mit der forensischen Datensicherung und mit Rechts- und Finanzanalysen betraut. Die bisherige Überprüfung der Geschäftsvorgänge des vergangenen Jahres habe "mehrere Geschäftsfälle ergeben, die für das weitere Verfahren von Relevanz sind", so Stapf weiter. Erst nach deren Prüfung könne die Angemessenheit des Sanierungsplanes überprüft werden. Details wurden dazu nicht genannt.

Verwertungsplan für beschleunigten Verkauf:
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Gespräche über Verkauf der Signa RFR US Selection, der die Beteiligung am Art-Déco-Wahrzeichen Chrysler Building in Manhattan gehört.
- Nicht wesentliche Verträge werden gekündigt, unter anderem für die Signa-Zentrale in der Wiener Innenstadt.
- Verkauf des Privatjets Cessna Citation XLS der Signa Holding ist im Gange.
- Aktivitäten im Zusammenhang mit Kundenpflege, insbesondere Jagd- und Flugaktivitäten, wurden sofort eingestellt.
- Medienbeteiligungen wie die indirekte Minderheitsbeteiligung an der Boulevardzeitung "Kronen Zeitung" sollen verkauft werden.

Die größten Vermögenswerte der Signa Holding sind freilich die Anteile an der Edelsparte Signa Prime Selection und am Bauträger Signa Development Selection. Diese sollen saniert werden. Er sei "bemüht, die Stabilisierung beider Unternehmensgruppen zu unterstützen", so Stapf.

Zu den Gesellschaftern der Signa Holding gehören der österreichische Baumagnat Hans Peter Haselsteiner, die Schweizer Kaffeemaschinen-Fabrikanten Eugster und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller. Auf einer von Signa eingereichten Liste von 273 potenziellen Gläubigern mit möglichen Forderungen von fünf Milliarden Euro stehen unter anderem Saudi-Arabiens Public Investment Fund und das Schweizer Bankhaus Julius Bär.

Nur 43 Gläubiger haben Forderungen angemeldet
Bisher haben allerdings erst 43 Gläubiger ihre Forderungen angemeldet, die sich auf rund 1,13 Milliarden Euro summieren, so Stapf. Die Anmeldefrist endet am 15. Januar. "Es bleibt abzuwarten, ob die im Eigenantrag von der Signa Holding festgehaltenen, potenziellen Verbindlichkeiten in Höhe von fünf Milliarden Euro" tatsächlich gemeldet werden, schreibt Stapf in der Erklärung.

Mehr als die Hälfte der Gläubiger – sowohl der Anzahl nach wie auch der Forderungssumme nach – müssen bis zum 12. Februar den Sanierungsplan der Signa genehmigen, der die Rückzahlung von mindestens 30 Prozent der Verbindlichkeiten innerhalb von zwei Jahren beinhalten muss. (Bloomberg/eml)