Am Mittwoch (29.11.) eröffnete das Handelsgericht Wien nach einem Antrag des Unternehmens die Insolvenz über die Signa Holding, zu der mittelbar oder unmittelbar rund tausend Gesellschaften gehören sollen. Das Unternehmen strebt eine Sanierung an.

Laut dem Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) gibt die Holding auf der Passivseite einen Wert von rund 5,26 Milliarden Euro an. Davon sind rund 252 Millionen Euro besichert. Auf der Aktivseite stehen Buchwerte in Höhe von rund 2,77 Milliarden Euro. Als Liquidationswert werden jedoch nur rund 314 Millionen Euro angesetzt. Genauere Einschätzungen von Vermögen und Verbindlichkeiten müssen erst durch einen vom Insolvenzverwalter zu bestellenden Gutachter ermittelt werden. Auch die Gläubigerforderungen sind noch unbekannt.

Zu den Gläubigern zählt nach Recherchen des "Kurier" auch der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz. Dessen Firma SK Management hatte einen ausländischen Investor vermittelt, der 100 Millionen Euro in die Signa investierte. SK stellte dafür rund 2,4 Millionen Euro in Rechnung und erhielt 750.000 Euro – 1,65 Millionen Euro sind demnach ausständig.

Gemessen an der Höhe der Passiva handelt es sich um die größte Insolvenz in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Das Ranking sieht wie folgt aus:

Signa Holding5,26 Milliarden €
Alpine Gruppe3,5 Milliarden €
Konsum1,9 Milliarden €
Commerzialbank Mattersburg800 Millionen €
Maculan-Konzern799 Millionen €
A-Tec Industries570 Millionen €

Quelle: KSV 1870

Von der Signa-Insolvenz sind laut AKV 273 Gläubiger und 42 Dienstnehmer betroffen. Im Wesentlichen teilt sich das Geschäft auf die zwei Bereiche Immobilien (Signa Real Estate) sowie Handel und Gastronomie (Signa Retail) auf.

Zuständigkeit des Handelsgerichtes Wien
Als Insolvenzgericht sei das Handelsgericht Wien zuständig, weil die wesentlichen geschäftsführenden Entscheidungen von Wien aus getroffen wurden, erklären die Experten des AKV in einer Aussendung. Das im Jahr 2000 in Innsbruck gegründete Unternehmen hatte seinen Firmensitz seit dem Jahr 2002 in Wien, verlegte diesen aber 2018 nach Innsbruck.

Die erste Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung findet am 19. Dezember 2023 statt, die Prüfungstagsatzung am 29. Jänner 2024 und die Sanierungsplantagsatzung am 12. Februar 2024.

Illustrer Beirat
Gründer René Benko selbst übt in der Holding keine operative Funktion aus, Geschäftsführer sind Christoph Stadlhuber und Marcus Mühlberger. Die geschäftliche Leitung der Gruppe erfolgt durch ein sogenanntes Executive Board, wie es beim AKV heißt. Seit 2005 kommt dazu ein Unternehmensbeirat, dem unter anderem der ehemalige Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), der frühere Casinos-Austria-Generaldirektor Karl Stoss, der Ex-CEO der Raiffeisenbank International (RBI) Karl Sevelda sowie die Wüstenrot-Chefin und einstige Vizekanzlerin (FPÖ) Susanne Riess-Hahn (damals Riess-Passer) angehören.

Wirbel gibt es um den Sanierer Arndt Geiwitz, dieser hatte laut Unternehmensangaben im November statt René Benko den Beiratsvorsitz übernommen. Er sollte auf Druck von Signa-Aktionären Benko ersetzen und das Unternehmen sanieren. Mehrere Medien berichteten, dass Geiwitz die Funktion des Vorsitzenden nun nach Angaben auf der Signa-Homepage doch nicht innehaben dürfte. Die früher online verfügbaren Daten sind digital momentan nicht verfügbar.

Die Aufarbeitung der Signa-Insolvenz gilt als komplex. Laut AKV zählen rund tausend Gesellschaften zu dem Firmengeflecht rund um Benko. Im Raum stand neben der Insolvenz in den vergangenen Tagen auch, dass Gläubiger Anzeige einbringen könnten. So gibt es etwa seit Längerem Berichte, wonach zentrale Gesellschaften rund um die Signa Holding mit System keine Jahresabschlüsse beim Firmenbuchgericht eingereicht hatten. (eml)