Der Vorstandschef der Deutschen Bank, Christian Sewing, hat Kritik an der Fondstochter DWS sowie seinem Vize Karl von Rohr wegen des Umgangs mit Greenwashing-Vorwürfen zurückgewiesen. "Wir haben gute Gründe, den Vorwürfen entgegenzutreten, und daran hat sich bislang auch nichts geändert", sagte Sewing in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Gleichwohl respektiere er die laufenden Untersuchungen und wolle diesen nicht vorgreifen.

Gegen die Asset-Management-Einheit DWS waren Vorwürfe laut geworden, dass sie ihr Vorankommen bei nachhaltigen Investments besser dargestellt habe, als sie tatsächlich waren. Die Gesellschaft bestreitet die Vorwürfe. Behörden aus den USA und Deutschland untersuchen den Fall. Dabei kam es zu einer Razzia der DWS-Zentrale. Die Ermittler gingen dabei dem Anfangsverdacht auf Kapitalanlagebetrug nach. Demnach könnte die in Fondsprospekten festgelegte Berücksichtigung von ESG-Kriterien nicht eingehalten worden sein.

Nach Razzia ausgetauscht
DWS-Chef Asoka Wöhrmann wurde nach der Razzia durch den Deutsche-Bank-Manager Stefan Hoops ersetzt. Zuletzt entzündete sich auch Kritik an DWS-Aufsichtsratschef und Deutsche-Bank-Vizechef von Rohr. Berichten zufolge soll sein Vertrag wegen seines Umgangs mit der Greenwashing-Affäre nicht verlängert werden. Die frühere ESG-Chefin Desiree Fixler hatte Unstimmigkeiten zunächst intern angesprochen. Nach ihrem Rauswurf hatte sie ihre Zweifel dann öffentlich gemacht.

"Sie müssten mich auch kritisieren"
Sewing verteidigte nun von Rohr in dem Interview: "Die Entscheidungen zur DWS werden immer auch im gesamten Deutsche-Bank-Vorstand getroffen, da sitze ich ja auch drin. Daher müssten Sie mich dann auch kritisieren", sagte der Deutsche-Bank-Chef. "Ich fühle mich mit den Entscheidungen zur DWS sehr wohl. Wir haben uns trotz der Vorwürfe enorm weiterentwickelt." Zudem kündigte er an, das Institut weiter auf Nachhaltigkeit auszurichten. "Wir wollen die Transformation der Wirtschaft begleiten", so Sewing. "Dabei kommt es darauf an, dass wir die Kunden möglichst umfassend beraten."

Daneben sieht Sewing die deutsche Wirtschaft angesichts von Inflation, hohen Energiekosten und Krieg in der Ukraine vor einer Krise mit vielen Faktoren. "Die Herausforderungen sind so groß, wie ich sie in 33 Jahren im Job noch nie gesehen habe, vor allem mit Blick auf die Kunden", berichtete Sewing. Das betreffe die gesamte Wirtschaft, nicht nur einzelne Segmente wie in der Finanzkrise. "Grundsätzlich ist die Situation in Deutschland aber beherrschbar", meinte Sewing. (ert)