Der global tätige US-Vermögensverwalter Russell Investments ist seit Anfang Oktober Kooperationspartner der Semper Constantia Privatbank. Bei der langfristig ausgerichteten Zusammenarbeit wird die Semper Constantia exklusiv die Distribution der Russell-Produkte in Österreich übernehmen.

Russell hat als Asset Manager in Österreich bisher kaum einen Namen. Joe Linhares, Leiter des Bereichs Europa und naher Osten bei Russell Investments, hob im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE den Markennamen und die Kundenbasis von Semper Constantia als Hauptgründe für die Kooperation hervor.

Ergebnisse und Marktgröße
"Beim Asset Management ist es wirklich eine perfekte Kombination. In den Single-Asset Klassen haben wir viele ausgelassen. Wenn es heute bei Institutionellen Mandaten eine Ausschreibung gibt, sind die Erfordernisse ein langer Track Record und Volumen in diesem Mandat: Also mehrere hundert Millionen oder manchmal Milliarden Euro. Das hatte die Semper Constantia – außer in einigen Nischen – nicht liefern können. Mit dieser Kooperation haben wir ein viel breiteres Angebot für die Institutionellen Kunden, sagte Semper Constantia-Vorstand Harald Friedrich.

Wie sich die Kooperation auf das verwaltete Vermögen oder Marktanteile auswirken soll, wird von beiden Seiten nicht bekannt gegeben.

Offene Architektur bleibt
Die Privatbank werde bei den Fonds weiter eine offene Architektur haben, sagte Bernhard Ramsauer, CEO und Mitinhaber der Semper Constantia Privatbank. "Das müssen wir. Wenn es andere Fonds gibt, die eine bessere Performance haben als die Russell-Fonds, dann werden wir diese nehmen. Aber wenn wir neue Mandate bekommen und wir müssen Track Record in konkreten Gebieten vorweisen, dann wird Russell unser Partner sein", so Ramsauer.

Die Hauptleistung sei eine Distributionsfunktion in der Region, so Friedrich. "Für den Fall, dass wir einige institutionelle Mandate haben und es zu White Label Funds oder Spezialfonds kommt, dann stehen wir natürlich bereit, Depot und Administration zu übernehmen", so Friedrich.  

"Keine ETF-Pläne"
Joe Linhares, der früher bei Blackrock arbeitete und unter anderem für die ETF-Tochter iShares in Europa zuständig war, sagte, dass es keine strategischen Pläne bezüglich ETFs bei Russell gebe. "Wir haben den Zugang zu Managern weltweit. Damit finden wir Lösungen für Kunden, die deren Wachstumsbedürfnisse treffen. ETF lassen wir den vielen Baustein-Anbietern“. 

Man möchte das Geschäft in Europa ausbauen, heißt es bei Russell. Man sehe sich nach weiteren Kooperationsmöglichkeiten um. Auch Semper Constantia ist auf Wachstumskurs: "Wir schauen uns definitiv einiges an. Aber es gibt kein einziges Projekt, wo man schon darüber sprechen könnte", so Ramsauer. Vor allem sehe man sich derzeit in Österreich um.

Russell war bereits davor in Österreich tätig und hatte punkto Vertrieb mit der Kathrein Privatbank kooperiert. Semper Constantia hat mittlerweile die Depotbank der Kathrein übernommen. Mit dem Russell-Deal habe das nichts zu tun, so Ramsauer. Die Kooperation sei gänzlich abseits dieser Verbindung entstanden.

Russell Investments und Semper Constantia
Russell Investments wurde 1936 gegründet und ist ein global tätiger Vermögensverwalter. Das Unternehmen zählt zu seinen Spezialgebieten die aktive Verwaltung von Multi-Asset Portfolios sowie Beratungs-, Anlage- und Implementierungsdienstleistungen. Das verwaltete Vermögen wird mit 243,1 Milliarden Euro angegeben.

Das Unternehmen hat in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche Änderungen durchgemacht. Russell Investments gehörte ab 2014 zu 100 Prozent der London Stock Exchange. 2016 folgte der Verkauf an die Private-Equity-Unternehmen TA Associates und Reverence Capital Partners. Heuer wurde mit Michelle Seitz eine neue Unternehmenschefin bestellt.

Die 1986 gegründete Semper Constantia Privatbank AG verwaltet ein Vermögen von über 15,5 Milliarden Euro und beschäftigt rund 190 Mitarbeiter. Zu den drei Kern-Geschäftsbereichen zählt die Vermögensverwaltung und Beratung, das Investmentfonds- und Depotbankgeschäft sowie Immobilien. Eigentümer sind Hans Peter Haselsteiner (64 Prozent), Erhard Grossnigg (15 Prozent), Bernhard Ramsauer und Harald Friedrich (je 8,5 Prozent), so wie Ulrich Kallausch (4 Prozent).  (eml)