Der Druck auf die schiffsfinanzierenden Banken ist durch die scheinbar nicht enden wollende Krise in der Schifffahrt enorm hoch. Sie müssen sich von ihren Engagements in Milliardenhöhe trennen. Zusätzlich steigen dürfte der Druck durch den Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB). "Der Stresstest könnte ein weiterer Grund sein, warum die Banken geneigt sind, mehr und mehr Kredite mit Verlust zu verkaufen", meint Klaus Stoltenberg, Leiter des weltweiten Schifffahrtgeschäfts bei der Deutschen Bank, und ergänzt: "In letzter Zeit haben wir eine Zunahme des Kredithandels beobachtet."
 
Unter den Käufern der Schiffskredite sind internationale Finanzinvestoren seit längerem sehr aktiv. Für sie ist Europa ein Eldorado, weil die europäischen Banken weltweit führend in der Schiffsfinanzierung sind. Zu den Spitzenreitern gehören (noch) die HSH Nordbank, die Commerzbank und die Nord/LB. Die Marktverwerfungen in der Schifffahrt führen zu deutlich höheren Kosten aus den Schiffskrediten und erheblichen Ausfallrisiken, die beim EZB-Stresstest eine Rolle spielen. Die EZB prüft bei 128 europäischen Banken, wie sie Kredit-, Markt-, und Länderrisiken und Risiken aus Verbriefungen und steigenden Finanzierungskosten über einen Zeitraum von drei Jahren verkraften können.
 
Schiffsfonds müssen Schiffe abgeben
Die Entwicklungen in den deutschen geschlossenen Schiffsfonds spiegeln sehr gut wider, dass sich die Markt- und Finanzierungskrise in der Schifffahrt manifestiert hat. "Im Jahr 2012 stiegen Notverkäufe und Verschrottungen sprunghaft an", heißt es in der vor kurzem erschienenen Studie "Shippress 2014". Herausgeber Wolfhart Fabarius hat erhoben, dass in den Jahren 2012 und 2013 insgesamt rund 350 Fondsschiffe den Markt verlassen mussten. In der Studie schreibt er: "Zwar gab es in der zweiten Hälfte der 90er Jahre bereits eine Verkaufswelle. Mehr als 100 Schiffe verließen von 1995 bis 1998 den KG-Markt. Doch das ist relativ wenig gemessen an dem, was sich seit 2012 abspielt und auch noch eine Weile anhalten wird."
 
Ein weiteres Zeichen für die Schwäche der Schifffahrt ist die Zahl der Schiffsinsolvenzen. Sie ist ebenfalls im Jahr 2012 explodiert. Bis Ende 2013 meldeten insgesamt etwa 320 Fondsschiffe Insolvenz an; rund die Hälfte der Anträge wurde allein in den Jahren 2012 und 2013 gestellt. Im diesem Jahr ist die Zahl der Insolvenzfälle laut Fabarius bislang auf knapp 400 gestiegen.
 
Private-Equity-Firmen machen sich breit
Die Krise in der Schifffahrt hat das Interesse der Finanzinvestoren geweckt. Die Fonds beispielsweise von Apollo, Blackstone und Oaktree kaufen einerseits notleidende Schiffskredite. Aus der jüngeren Vergangenheit ist unter anderem eine Transaktion der Commerzbank bekannt, die 14 Chemikalientanker an einen Oaktree-Fonds verkauft und damit ihr Kreditportfolio um 380 Millionen Dollar bereinigt hat. Andererseits stellen die Finanzinvestoren auch Kapital für die Bestellung neuer Schiffe zur Verfügung oder sie steigen gleich bei Reedereien ein. 
 
Oaktree beteiligte sich 2010 an der kurze Zeit später in die Krise gestürzten Reederei Beluga. Das Geschäft mit Schwergut- und Projektladungsschiffen wurde im Sommer 2011 auf die neue Gesellschaft Hansa Heavy Lift übertragen, die allein im Besitz von Oaktree ist und von Bremen nach Hamburg übersiedelte. Apollo hat mit der Reederei Rickmers Investitionen in Höhe von 500 Millionen Dollar in Containerschiffe angekündigt (FONDS professionell ONLINE berichtete). Der Investor Wilbur Ross hat sich an der neu gegründeten Nautical Bulk Holdings Limited beteiligt, die Bulkcarrier erwirbt und betreibt. An Bord dieser Gesellschaft ist auch die Münchener Conti Reederei (FONDS profesisonell ONLINE berichtete).
 
Finanzinvestoren setzen Milliarden in die Schifffahrt
Nach Angaben von AMA Capital wurden im Jahr 2013 Schiffskredite mit einem Gesamtvolumen von fünf Milliarden Dollar gehandelt. Moore Stephens geht davon aus, dass weltweit sieben Milliarden Dollar an Private-Equity-Kapital in der Schifffahrt investiert sind. Dieses Volumen könnte sich bis Ende 2014 verdoppeln, prognostiziert das Netzwerk für Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften. Andere Quellen gehen davon aus, dass von 2008 bis Sommer 2013 bereits rund elf Milliarden Euro Private Equity in Schiffe und Schiffseigentümer geflossen sind. (ae)