Die Analysewerkzeuge von Blackrock, die den Scalable-Kunden ab kommenden Dienstag (24.10.) zur Verfügung stehen, waren bisher nur Profis vorbehalten, wie Co-Chef Erik Podzuweit im Interview mit "Bloomberg News" erklärte. Im Gegensatz zu vielen anderen Fintechs plant er keine größeren Einschnitte oder Kündigungswellen. Eine Finanzierungsrunde nächstes Jahr sei möglich.

"Zwar bieten wir Investmentprodukte von Blackrock schon seit Langem an. Doch jetzt nutzen wir erstmals auch Technologie unseres Anteilseigners in größerem Umfang", sagte Podzuweit. Neben Blackrock sind unter anderem auch Tencent und HV Capital in Scalable Capital investiert.

Depot-Analyse auf Knopfdruck
Mit der Blackrock-Technologie können Kunden laut Podzuweit beispielsweise Klumpenrisiken in ihren Anlagen feststellen oder ihr Depot einem Stresstest unterziehen. Dabei werden Szenarien wie etwa steigende Zinsen, hohe Inflation oder ein Aktien-Crash durchgespielt. Die Analyse auf Knopfdruck erfolgt auf Einzelwertbasis. Das heißt, wenn ein ETF beispielsweise den Namen World trägt, werden die enthaltenen Titel bei der Frage nach geografischer Diversifikation einzeln ausgewertet und den jeweiligen Regionen zugeordnet.

Scalable Capital hat über 600.000 Kunden. Über die Plattform sind rund 16 Milliarden Euro investiert. Das Unternehmen ist in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Österreich und den Niederlanden aktiv. In allen Märkten soll die Blackrock-Technologie zum Einsatz kommen. Zu den Wettbewerbern von Scalable Capital zählen andere Fintechs wie etwa Trade Republic und klassische Banken wie die BayernLB-Tochter DKB, die ihre Wertpapierangebote zuletzt forciert hatten.

Das neue Angebot könnte Scalable Capital helfen, mehr Kunden für die Plattform zu gewinnen und profitabel zu werden. "In der zweiten Hälfte 2024 könnten wir das Breakeven erreichen", meint Podzuweit. Es seien aber auch Szenarien denkbar, in denen das Unternehmen weitere Geschäftsbereiche oder Regionen erschließe, was dann die Profitabilität weiter nach hinten schieben werde.

Weniger Konkurrenz im Wertpapiersektor
Podzuweit sieht sein Unternehmen als Profiteur des jüngsten Gegenwinds im Fintech-Sektor, der zu Entlassungen und sinkenden Bewertungen in der Branche geführt hatte. Die Konkurrenz im Wertpapierbereich nehme ab. "Viele kleinere Fintechs haben aktuell kein Geld fürs Marketing", sagte er. "Und die großen Banken, die ihre Kunden lange zu Anlagen in Wertpapieren gedrängt haben, bewerben derzeit wieder stärker Cash-Anlagen, weil sie im Kreditgeschäft wieder gutes Geld verdienen können."

Bei Scalable Capital selbst habe es keine größeren Entlassungswellen gegeben und es sei nichts in die Richtung geplant, sagte Podzuweit. Auch mit Blick auf mögliche Finanzierungsrunden zeigte er sich entspannt. “Ich könnte mir vorstellen, dass auch wir in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres noch einmal ein Funding durchführen”, so Podzuweit. “Wir gehen das aber opportunistisch an und machen es nur, wenn die Konditionen stimmen”. Das Unternehmen sei in der komfortablen Lage, 2024 und auch die Jahre danach “ohne Funding zu durchlaufen”.

Grundsätzlich sei zu beobachten, dass das Finanzierungsumfeld für Fintechs wieder etwas besser werde. Die Schockstarre aus der zweiten Hälfte 2022 sei langsam überwunden. (mb/Bloomberg)