Scalable Capital zieht sich aus der Schweiz zurück. Der größte deutschsprachige Online-Vermögensverwalter hat seine rechnergesteuerten Portfolios erst seit Jahresbeginn im Nachbarland angeboten. Doch nun ist wieder Schluss: Der Grund sind regulatorische Hindernisse, wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf die Firmenleitung meldet. 

Die Schweiz ist bekanntlich nicht Teil des europäischen Finanz-Binnenmarktes. Damit sind die Vorschriften dort nicht mit den Anforderungen in den EU-Ländern harmonisiert. Das Land kann also Gesetze nach eigenem Willen ändern und neu erlassen – das ist passiert und bedeutet für Scalable einen gemessen am dort verwalteten Kundenvermögen zu hohen regulatorischen Aufwand. 

Neues Gesetz ab 2020
Zum Jahreswechsel solle dem Handelsblatt zufolge im Nachbarland das Finanzdienstleistungsgesetz in Kraft treten. Dieses enthält ähnliche Vorschriften zum Anlegerschutz mit entsprechenden Transparenz- und Dokumentationsvorgaben wie die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II. Im Detail unterscheiden sich die Regeln aber. "Um weiterhin Schweizer Kunden bedienen zu dürfen, hätten wir auch diese regulatorischen Vorgaben erfüllen müssen. Dieser Aufwand hätte sich nicht gelohnt", sagt der Scalable-Co-Gründer Erik Podzuweit dem Handelsblatt.

Die Verträge seiner Kunden hat das Fintech, das diese von Deutschland aus ohne Niederlassung in der Schweiz betreute, deshalb gekündigt. Wie viele Kunden der Robo in der Schweiz hatte, verrät Podzuweit der Wirtschaftszeitung aber nicht. Für alle Märkte – neben Deutschland auch Österreich und Großbritannien – meldete die Münchner Gesellschaft aber kürzlich mehr als 50.000 Kunden und ein verwaltetes Vermögen in Höhe von mehr als 1,8 Milliarden Euro. 

Schweizer Niederlassung war keine Priorität
Der Scalable-Manager verriet der Zeitung weiter, dass die Aufstellung in der Schweiz ohnehin nicht optimal gewesen sei. Wie die Depots der deutschen Kunden seien auch die der Eidgenossen bei einer deutschen Depotbank geführt worden – in Euro, was ein Nachteil war. Eine Schweizer Niederlassung zu gründen habe deshalb schon länger auf der Agenda gestanden. Allein: Priorität habe zuletzt der Aufbau neuer Partnerschaften gehabt. Scalable stellt seine Technologie bekanntlich auch anderen Finanzinstituten zur Verfügung, etwa der Targobank und der spanischen Openbank. (jb)