Die angeschlagene Schweizer Fondsgesellschaft GAM hat sich mit der Aktionärsgruppe Newgame, die sich selbst "NewGAMe" schreibt, auf eine kurzfristige Finanzierung in Höhe von 20 Millionen Schweizer Franken zur Deckung des Liquiditätsbedarfs geeinigt. Dies teilte GAM mit. Die Gruppe der Minderheitsaktionäre war gegen die geplante Übernahme der Schweizer Gesellschaft durch die britische Boutique Liontrust vorgegangen.

Die Offerte der Briten konnte die Aktionäre letztendlich nicht überzeugen. Die Anteilseigner dienten Liontrust bei weitem nicht genug Papiere an. Mit dem Scheitern des Kaufs fällt aber auch eine Finanzierung weg, die Liontrust GAM angeboten hatte. Die Schweizer türmen Verluste auf, die Liquidität schwindet. Hier springt nun Newgame ein. Die Gruppe besteht aus dem Genfer Vermögensverwalter Bruellan und Rock Investment. Hinter Rock steht die NJJ Holding des französischen Internetmilliardärs Xavier Niel.

Wandelanleihe als langfristige Finanzierung
Die kurzfristige Finanzierung soll solange bestehen bleiben, bis GAM eine Wandelanleihe mit einem Volumen von 25 Millionen Euro ausgegeben hat. Die Aktionäre sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung darüber abstimmen. Diese setzte GAM "am oder um den" 27. September an. Auf dem Treffen sollen die Anteilseigner auch über neue Verwaltungsratsmitglieder abstimmen, die Rock vorschlagen werde. Die derzeitigen Verwaltungsratsmitglieder hätten sich bereit erklärt, nach der Wahl aus dem Gremium auszuscheiden.

Der GAM-Verwaltungsrat sowie viele Portfoliomanager hatten sich für die Übernahme durch Liontrust ausgesprochen und vehement gegen die Vorschläge von Newgame gestemmt. "Die Vorschläge von Newgame gehen an den geschäftlichen Realitäten vorbei und bieten keinen glaubwürdigen Weg in die Zukunft", hieß es etwa in einer früheren Mitteilung.

Kehrtwende – auch bei der Schreibweise
Der anstehende Abgang des derzeitigen Verwaltungsrats angesichts des Erfolgs der Aktionärsrebellen überrascht also nicht – sofern Newgame die Aktionäre tatsächlich hinter sich versammeln kann. Das ist nicht sicher. Denn die einflussreichen Stimmrechtsberater ISS, Glass Lewis und PIRC hatten den GAM-Aktionären empfohlen, auf einer zuvor angesetzten, dann aber abgesagten Hauptversammlung gegen die Anträge von Rock zu stimmen. Und Newgame besitzt eigenen Angaben zufolge lediglich rund 9,6 Prozent der Aktien.

Das Schweizer Haus wiederum zeigt nun, wohl auch angesichts des dringenden Finanzierungsbedarfs, eine betont gute Miene zu dem Spiel. "GAM ist erfreut, Führungskräfte von NewGAMe in London und Zürich zu begrüßen, um die Mitarbeitenden, einschließlich der Portfoliomanager und der Kundenteams von GAM, zu treffen", heißt es in der aktuellen Mitteilung. Auch im Detail zeigt sich eine Volte: Hatte GAM bislang die Rebellen in Mitteilungen konsequent als "Newgame" bezeichnet, folgen die Verfasser in der aktuellen Mitteilung der Eigenschreibweise "NewGAMe". (ert)