Die börsenotierte Wiener RBI schreibt im ersten Quartal ein Konzernergebnis von 664 Millionen Euro, ein Plus von einem Prozent zum ersten Quartal 2023. Ohne das – trotz der Sanktionen nach wie vor wichtige – Geschäft in Russland und Belarus wäre das Ergebnis mit 333 Millionen Euro nur halb so hoch. Das geht aus den am heutigen Donnerstag (2.5.) veröffentlichten Zahlen des Quartalsberichts hervor.

Wie es mit dem Russlandrückzug weitergeht, bleibt laut den Angaben weiter offen. Jedoch würden auch ohne dieses Geschäftsfeld die regulatorischen Erfordernisse erfüllt werden, wie die Bank betont. Zum Jahresende 2024 erwartet das Institut ohne Russland und Belarus eine harte Kernkapitalquote von rund 14,6 Prozent. Momentan (per 31. März 2024) müsse die RBI gemäß den Vorschriften bei der CET-1-Quote (inklusive des kombinierten Kapitalpuffererfordernisses) auf einen Wert von 11,73 Prozent kommen, unter Berücksichtigung der individuellen "Säule 2"-Empfehlungen somit auf 12,98 Prozent. Selbst eine vollständige Entkonsolidierung der russischen Tochterbank "könnte durch die jetzigen Kapitalreserven vollständig abgefedert werden", heißt es.

Gegenläufige Signale zum Ausstieg
Für RBI haben sich in den vergangenen Wochen die Schwierigkeiten beim Ausstieg aus Russland verdichtet. Die Bank selbst betont, seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 daran zu arbeiten, die Anteile an der Moskauer Tochterbank AO Raiffeisenbank loszuwerden. Mitte April 2024 berichtete die britische Zeitung "Financial Times" jedoch von zahlreichen Stellenanzeigen, in denen die RBI mit der Begründung eines Geschäftsausbaus nach neuem russischen Personal sucht. Wenige Tage später erhielt die RBI eine Aufforderung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Abbau zu beschleunigen. Nach den EZB-Plänen würden die Kundenkredite zwischen Ende des dritten Quartals 2023 und Ende 2026 um bis zu 65 Prozent zurückgehen, ebenso wie die internationalen Zahlungen aus Russland.

Bank-Chef Johann Strobl hatte mehrfach unter Verweis auf treuhänderische Pflichten und Verantwortung gegenüber Kunden auf die Schwierigkeiten eines abrupten Ausstiegs verwiesen. Im Dezember 2023 veröffentlichte die Bank den Plan, wonach sie über einen Deal an ihre russischen Assets kommen will, der den Kauf von Aktienanteilen des österreichischen Bauunternehmens Strabag beinhaltet, die dem sanktionierten Geschäftsmann Oleg Deripaska gehörten. Die RBI würde dabei über die russische Tochter AO 28.500.000 Aktien der Strabag erwerben, vorbehaltlich der Genehmigungen der Aufsichtsbehörden. Deripaska hat seinen Strabag-Anteil zwar an eine weitere russische Gesellschaft verkauft, ob das Paket jedoch weiterhin als sanktioniert gilt, ist umstritten. Die RBI geht davon aus, dass ein Kauf ihrerseits mit den Sanktionsvorschriften übereinstimmt.

Ende realistisch nicht absehbar
Dessen ungeachtet arbeite die RBI weiter an einer Abspaltung oder einem Verkauf der russischen Tochterbank. Eine realistische Vorhersage, bis wann eine Entkonsolidierung der russischen Bank abgeschlossen ist, sei "sehr schwer möglich".

Weiter fortgeschritten ist der Ausstieg aus Belarus. Über den Verkauf ihres Anteils von 87,74 Prozent an der Priorbank JSC samt deren Tochtergesellschaften ist die RBI "in fortgeschrittenen Verhandlungen" mit Soven 1 Holding Limited, einem Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Für das tatsächliche Signing der Transaktion fehlen aber unter anderem noch der Nachweis der Finanzierung und die gesamte Besicherung des Kaufpreises. (eml)