Die in Wien börsenotierte Raiffeisen Bank International (RBI) kämpft – wieder einmal – mit Befürchtungen im Markt, dass ihr Russland-Geschäft zu Folgeproblemen führen könnte. Nachdem Berichte über einen Wien-Besuch einer hochrangigen Beamtin des US-Finanzministeriums Tage später auch in englischsprachigen Medien aufkamen, stürzte die Aktie der Bank am Montag (11.3.) in Wien um bis zu zwölf Prozent ab und schied schließlich mit einem Minus von mehr als sieben Prozent aus dem Handel.

Donnerstag und Freitag vergangener Woche hatte Anna Morris, Assistant Secretary im US Treasury Department, in Wien mehrere österreichische Firmen und Regierungsmitglieder getroffen und auch ein Einzelgespräch mit der RBI geführt. Das berichten die Nachrichtenagentur "Bloomberg" und das Medium "EU Observer". Wie die US-Botschaft in Wien am 6. März mitteilte, ging es bei dem Treffen mit Raiffeisen um ihre Tochterbank in Russland. Die "APA" hatte berichtet, das US-Finanzministerium habe die Bank gewarnt, dass sie Gefahr laufe, "vom US-Finanzsystem abgeschnitten zu werden", sollte sie zur Finanzierung des russischen Militärs beitragen.

Raiffeisen hat wiederholt erklärt, dass es die Sanktionen gegen Russland einhält, auch in der russischen Sparte, die inzwischen die größte ausländische Bank in Russland ist. Die Meldungen, wonach das US-Finanzministerium eine Sanktionsverwarnung ausgesprochen hätte, wies die Bank klar zurück. Berichte, die die Gespräche mit Morris mit einer "spezifischen Sanktionsdrohung" in Verbindung gebracht haben, seien falsch.

RBI weist Sanktionsdrohung zurück
"Ebenso falsch sind Medienberichte, die implizieren, dass das US Treasury Vorwürfe der Sanktionsverletzung oder -umgehung gegen die RBI erhoben hat", heißt es in der Mitteilung weiter. Das Ministerium habe vielmehr ganz allgemein darauf hingewiesen, "dass Finanzinstitute, die die Russland-Sanktionen verletzen oder umgehen, vom US-Finanzsystem ausgeschlossen werden können", schreibt "Bloomberg".

Morris habe Vorstandsmitglieder von Raiffeisen zu Gesprächen getroffen, wie sie “seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs regelmäßig stattfinden”. Darüber hinaus habe es Gespräche zwischen der Bank und dem Treasury auf Expertenebene in Washington gegeben. Berichte, wonach der Vorstand nach Washington “einbestellt” worden sei, seien ebenfalls falsch.

Ausstieg aus Russland
Raiffeisen Bank International versucht derzeit, über eine komplexe Transaktion einen Teil seines Kapitals aus Moskau abzuziehen. Dabei würde sie in ihrer Russland-Sparte feststeckende Gewinne dafür nutzen, Aktien des österreichischen Baukonzerns Strabag zu kaufen, die bis vor Kurzem vom sanktionierten Geschäftsmann Oleg Deripaska gehalten wurden. Der Vorgang muss unter anderem noch von Russland abgesegnet werden.

Laut "EU Observer" erwirtschaftete die RBI im Jahr 2023 über die Tochtergesellschaft RBRU mit knapp zehntausend Mitarbeitern und 490 Filialen in Russland einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro. Nach russischem Gesetz ist sie dazu gezwungen, sich auch an Kreditvergünstigungen für russische Wehrpflichtige zu beteiligen. Es handelt sich um ein Darlehensmoratorium für Wehrpflichtige vom 7. Oktober 2022 bis zum 31. Dezember 2023 (Nr. 377-FZ). Als ein in Russland registriertes Unternehmen sei man verpflichtet, sich an die dortigen Gesetze zu halten, betonte die Bank gegenüber dem "EU Observer".

Die RBI ist nicht die einzige EU-Bank, die in Russland feststeckt und dort Geschäft macht. Zu den noch aktiven EU-Instituten zählen ING, Commerzbank, Deutsche Bank, OTP Bank (Ungarn), Intesa Sanpaolo, Unicredit sowie die schwedische SEB.

Bereits vor einigen Wochen machte die RBI in ihrem Geschäftsbericht darauf aufmerksam, dass es zum Russland-Geschäft ein Auskunftsersuchen des US-Finanzministeriums gibt. (eml/Bloomberg)