Am heimischen Fondsmarkt dreht sich das Übernahmekarussell weiter. Erst in der Vorwoche verkündete die Erste Asset Management (Erste AM) die Verschmelzung mit ihrer großen Tochter, dem bisherigen Marktführer Erste Sparinvest (Espa). Nun wird auch bei der Konkurrenz fusioniert. Die Raiffeisen KAG hält nun 100 Prozent der Anteile der kleineren Raiffeisen Salzburg Invest KAG. Das sagte eine Sprecherin zu FONDS professionell ONLINE.

Bisher hatte die Raiffeisen KAG an der Salzburg Invest 75 Prozent gehalten. Die Fusion dürfte in den nächsten Tagen im Firmenbuch ersichtlich werden, heißt es. Die Verschmelzung werde ab Beginn nächsten Jahres operativ wirksam. Laut aktuellen Zahlen des VÖIG bringt die Salzburg Invest KAG einen Marktanteil von 0,71 Prozent beziehungsweise knapp 1,2 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen mit. Die Raiffeisen KAG verwaltet per Ende Oktober annähernd 30,9 Milliarden Euro und liegt bei einem Marktanteil von 18,26 Prozent.

Scharmützel um Marktführerschaft
Unabhängig von der Fusion zeigen die eben veröffentlichten Oktober-Zahlen des VÖIG, dass sich die Raiffeisen KAG vor die bisherige Nummer eins, die Espa, geschoben hat. Aussendungen der Raiffeisen KAG wurden sogleich mit dem Prädikat "führende Fondsgesellschaft Österreichs" versehen. Dabei ist die Marktführerschaft von kurzer Dauer, denn per 31. November ist die Fusion zwischen Espa und Erste AM, die am 3. November in das Firmenbuch eingetragen wurde, bereits in der Statistik repräsentiert. Die Erste AM hält dann 21,18 Prozent Marktanteil. Raiffeisen KAG mit Salzburg Invest würden derzeit auf 18,97 Prozent kommen.  

Diese kleinen Scharmützel und die nahezu zeitgleichen Fusionen verdeutlichen, dass am heimischen Fondsmarkt derzeit mit harten Bandagen gekämpft wird. Hintergrund ist, dass nach einer langen Hochphase die Aktien- und Anleihemärkte zuletzt schlechter gelaufen sind. Alle Fondsgesellschaften – auch Espa und Raiffeisen KAG – hatten von September auf Oktober deutliche Rückgänge beim verwalteten Vermögen verzeichnet. Zu den Wertrückgängen aufgrund ruppiger Märkte kommt auch, dass die Berater im Fondsvertrieb derzeit vorsichtiger sind, wenn sie Produkte empfehlen, so ein Branchenkenner.

Dass die Espa heuer einen deutlichen Rückgang bei den Assets unter Management hatte, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Mandate aus dem Fondsgeschäft in die Vermögensverwaltung der Erste Group gewandert sind, wie es heißt. "Wir sehen, dass die individuellen Lösungen des Private Banking aufgrund der schwierigeren Lage an den Märkten derzeit sehr gefragt sind", sagt Paul Severin, Kommunikations-Chef der Espa, zu FONDS professionell ONLINE. (eml)