Der Frankfurter Publity-Konzern hat in den drei Monaten von Ende November 2020 bis Ende Februar 2021 nur 1.613 Token seiner Tochtergesellschaft Preos im Gesamtwert von gerademal knapp 14.100 Euro an Anleger ausgegeben. Das geht aus einer "Ergebnisbekanntmachung" auf der Publity-Website hervor.

Damit sind die großen Hoffnungen zerplatzt, die der Preos-Gründer und langjährige Publity-Vorstandschef Thomas Olek in die Tokenisierung der Preos-Aktie gesetzt hatte. Sie würde dabei helfen, neue Investorenzielgruppen anzusprechen und den Streubesitz des Titels zu erhöhen, so sein Argument im Herbst 2020.

520 Seiten Wertpapierprospekt
Einer im November veröffentlichten Pressemitteilung zufolge strebte der Konzern "mittel- bis langfristig ein Tokenvolumen von einer Milliarde Euro" an. Daraus wird zumindest auf absehbare Zeit wohl nichts: Im Februar wurde das öffentliche Angebot von Preos-Token beendet. Als Grund nannte die Publity seinerzeit die Verhandlungen mit einem asiatischen Konzern, der an der Übernahme der Preos-Mehrheit interessiert sei.

Der Aufwand für die Tokenisierung der Preos-Aktie war enorm: Publity musste sich von der Bafin einen Wertpapierprospekt billigen lassen, der stolze 520 Seiten umfasst. Hinzu kamen 25 Seiten "Treuhand- und Tokenbedingungen" und mehrere Nachträge. In das Projekt waren neben der Publity-Gruppe eine Bank, zwei Anwaltskanzleien und ein technischer Dienstleister eingebunden. Unternehmensangaben zufolge handelte es sich um die "weltweit erste Tokenisierung von Aktien eines börsennotierten Unternehmens".

Hohe Provisionen für Tippgeber
Auf die Frage, wie die Zurückhaltung der Anleger zu erklären sei, äußerte sich der Publity-Konzern auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE nicht. Allerdings liegt der Schluss nahe, dass der Grund nicht in der Tokenisierung zu suchen ist, sondern im dahinterstehenden Wertpapier, also der Preos-Aktie.

Der Büroimmobilienkonzern hatte in den vergangenen Monaten nämlich gleich mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. So hatte FONDS professionell ONLINE im Dezember öffentlich gemacht, dass der Publity-Konzern Tippgebern hohe Provisionen zahlte, wenn sie ihm Käufer für Preos-Aktien aus dem Konzernbestand zuführten – auch in Österreich. Jüngst musste die Preos dann einräumen, dass sie die Anteile ihrer Tochtergesellschaft Gore wohl mit einem deutlich geringeren Wert bilanzieren muss als ursprünglich erwartet.

Keine Dividende wegen der Tokenisierung?
Schon zuvor hatte die Preos angekündigt, in diesem Jahr keine Bardividende ausschütten zu können. Als Grund hierfür hatte Olek in einem Investoren-Call Ende Januar ausgerechnet die Tokenisierung der Aktie genannt: Viele Preos-Anleger hätten sich bereits für die tokenisierte Aktie entschieden; in diesem Fall könne man keine Bardividende auszahlen, weil kein Depotkonto vorhanden sei.

Diese Aussage ist offensichtlich falsch. Die "Treuhand- und Tokenbedingungen" sehen vor, dass die Treuhänderin eine Dividende unverzüglich an die Inhaber der Token auszahlen muss. Auch die Aussage, dass sich bereits "viele" Aktionäre für die Token entschieden hätten, darf seit der oben zitierten "Ergebnisbekanntmachung" als widerlegt gelten. (bm)