Mehr Bekanntheit und eine breitere Investorenbasis in Europa: Daran arbeitet die US-Gesellschaft PGIM. Der Investmentmanager des börsenotierten US-Versicherungskonzerns Prudential Financial ist traditionell stark im klassischen institutionellen Geschäft verankert. Bei anderen Fondsselektoren ist der Anbieter, der sich mit Assets under Management von gut 1,5 Billionen US-Dollar zu den zehn größten Vermögensverwaltern der Welt zählt, noch weniger vertreten. Das soll sich ändern.

"Zu der Zielgruppe, die wir stärker ansprechen wollen, gehören Dachfonds, Vermögensverwalter, Multi Family Offices", sagt Thiemo Volkholz, Länderchef für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei PGIM Investments. Gewünscht sei, dass sich "die Waage in Richtung Wholesale bewegt". Ein nächster Schritt wäre dann ein Einstieg ins Retailgeschäft über Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken.

Performance und eigenständige Boutiquen
"Wir können diesen Zielgruppen, die bereits eine eigene Allokation haben, Bausteine liefern, die für die bestehende Strategie Performancepunkte bringen", so Volkholz. Man wolle sich von Mitbewerbern unter anderem durch Outperformance abheben, so der Vertriebsexperte, der auf die durchwegs hohen Morningstar-Bewertungen verweist. Auch der Vergleich mit den Fonds-Benchmarks gilt als vorzeigbar: Bei über 90 Prozent der Assets gibt es nach Unternehmensangaben mittel- und langfristig eine Outperformance.

Die Produkte kommen aus vier eigenständigen Boutiquen, die je für eine Assetklasse stehen: PGIM Fixed Income, Jennison Associates für Aktien, PGIM Qualitative Solutions (Faktor- Strategien und Alternatives), sowie PGIM Real Estate. "Die Boutiquen arbeiten komplett autark", so Volkholz. Eine einheitliche House View gebe es nicht. Vielmehr wolle man als Plattform wahrgenommen werden, die für die jeweils spezifischen Bedürfnisse ein eigenes Angebot vorweisen kann.

US-High-Yield in Europa gefragt
Wobei der US-Anbieter bisher auch in Europa mit seiner historisch gewachsenen Fixed-Income-Expertise punkten konnte. Insbesondere habe man zuletzt deutsche und österreichische Kunden im Spezialbereich US-High Yield gewonnen, so Volkholz. Die Fixed-Income-Schiene von PGIM verwaltet global knapp 80 Milliarden Dollar in solchen und anderen Hochzinsstrategien. Der gesamte Fixed-Income-Bereich ist rund 964 Milliarden Dollar schwer – PGIM zählt damit zu den größten Anleihemanagern in den USA.

In der zweitgrößten Sparte, bei den Aktienmarktprodukten, wo der Anbieter Jennison einen reinen Growth-Ansatz verfolgt, würde das Anlegerinteresse hierzulande derzeit stark den globalen und Emerging Market-Equities gelten. Genaue Zahlen für Europa erhielt die Redaktion nicht.

Nachfrage nach Liquid Alternatives
Besonders stark sei die Nachfrage derzeit jedenfalls nach Spezialbereichen, konkret nach dem Liquid Alternatives-Angebot, also Hedgefonds-Strategien, die jedoch tägliche Liquidität bieten. Investoren würden solche Produkte zunehmend als Anleihen-Ersatz in den Multi-Asset-Portfolios ins Auge fassen. "Die Funktion von Anleihen, Performance-Dellen bei Aktien abzufedern, ist nicht mehr so gegeben. Unternehmensanleihen sind in jüngsten Krisenzeiten gleich stark gefallen, wie Aktienmärkte. Die Portfolios lassen sich nicht mehr so steuern wie früher", so Volkholz. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Liquid Alternatives hat PGIM bereits zwei Anbieter in Europa zugekauft, die Londoner Gesellschaft Wadhwani und die Schweizer Montana Capital Partners.

Gezielt ansprechen wolle man bei Fondsselektoren außerdem das Thema REITs (Real Estate Investment Trusts; börsennotierte, Immobilienfonds, die die Erträge weitgehend an Anleger ausschütten). "In Ländern wie Schweiz oder Großbritannien gehören REITS bereits dazu", so Volkholz. Diese Investmentvehikel hätten historisch betrachtet stets bei höherer Inflation besser performt als die Aktienmärkte. In Phasen von drei bis vier Prozent Inflation haben REITs laut Unternehmensberechnung in der Vergangenheit durchschnittlich jährlich 26,2 Prozent Return abgeworfen, während es an den Aktienmärkten nur 13,5 Prozent waren.

Terminfrequenz wird auch nach Corona abnehmen
Neue Anlegermärkte zu erschließen, sei nicht nur angesichts der Corona-Pandemie eine Herausforderung, so Volkholz. Vielmehr würden sich aufgrund der Digitalisierung die Prozesse in der Vermögensverwaltungsbranche langfristig wandeln. "Die Mischung aus persönlichen Kontakten und digitalen Meetings wird bleiben, physische Treffen zwischen Kunden und Produktlieferanten werden abnehmen", so Volkholz. Das werde dazu führen, dass die Selektion von Investmentfonds datengetriebener wird und dass Ideen eben nur noch punktuell über persönliche Treffen generiert würden.

Die (abnehmende) Terminfrequenz werde vor allem von Kundenseite initialisiert werden, während sich direkte Treffen auf größere Branchenevents verlagern. Die Folge: Vermögensverwalter müssen in einer Welt, in der nicht an erster Stelle zwingend ein Kennenlern-Termin steht, auch auf anderen Wegen überzeugen können."Wenn eine Anfrage kommt, muss man schnell reagieren und sofort eine Lösung bieten. Die Geschwindigkeit am Markt, in der Daten geliefert werden müssen, nimmt zu", so Volkholz. Es würden künftig gezielt Servicemanager eingestellt werden, die solche Bedürfnisse bedienen können. (eml)