Die britische Investmentboutique Liontrust ist mit ihrer Kaufofferte für das strauchelnde Schweizer Fondshaus GAM gescheitert. Zum Ende der mehrfach verlängerten Angebotsfrist am 23. August seien dem vorläufigen Ergebnis zufolge lediglich 33,45 Prozent der GAM-Aktien angedient worden, teilte Liontrust mit. Sowohl die britische Gesellschaft wie auch GAM selbst gehen davon aus, dass auch nach dem endgültigen Ergebnis das Übernahmeangebot für gescheitert erklärt wird.

Die GAM-Führung leitet daher eine ungewöhnliche Volte ein. Der Verwaltungsrat habe nun "konstruktive und produktive" Gespräche mit der Investorengruppe Newgame aufgenommen, die sich selbst "NewGAMe" schreibt. Die Aktionärsrebellen hatten das Angebot von Liontrust abgelehnt und stattdessen eigene Ideen für die Zukunft der Schweizer Fondsgesellschaft vorgelegt. Die GAM-Führung hatte die Vorschläge jedoch vehement abgewiesen und das Liontrust-Angebot als das einzig tragfähige Konzept angepriesen.

Umkehr aus akuter Geldnot?
Die Gespräche würden sich auf eine kurzfristige Überbrückungsfinanzierung konzentrieren, die die rebellischen Anteilseigner GAM vergangene Woche in Aussicht gestellt hatten. Liontrust hatte GAM ebenfalls einen Kredit zugesagt. Dieser war jedoch an einen Erfolg des Übernahmeangebots geknüpft und fällt somit weg. Die Liquiditätslage von GAM hatte sich angesichts hoher Verluste zuletzt weiter verschlechtert.

Um den Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können, braucht das Schweizer Fondshaus also Liquidität. GAM selbst betont in der Mitteilung: "Darüber hinaus erkennt Newgame an, dass GAM über eine angemessene und ausreichende Finanzierung verfügen muss, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern." Der Verdacht drängt sich auf, dass sich die GAM-Führung aus akuten Geldsorgen und mangels eines anderen Kaufinteressenten nun doch den Rebellen zuwendet.

"Umfassendes und faires Angebot"
Newgame werde unverzüglich Gespräche mit den Portfoliomanagement-Teams von GAM aufnehmen, um sicherzustellen, dass diese den Geschäftsplan von Newgame "von Grund auf kennen und verstehen", heißt es in einer Mitteilung. GAM-Portfoliomanager hatten sich in einem Brief für die Liontrust-Offerte ausgesprochen. Hinter Newgame steht die Gesellschaft Rock Investments sowie der Schweizer Vermögensverwalter Bruellan. Rock Investments wiederum zählt zum Unternehmenskreis des französischen Internetmilliardärs Xavier Niel.

"Der Verwaltungsrat von GAM ist sich bewusst, dass die Mehrheit unserer Aktionärinnen und Aktionäre das Angebot von Liontrust nicht überzeugend gefunden hat", lässt sich GAM-Präsident David Jacob in der Mitteilung zitieren. "Ich freue mich, dass wir nun konstruktive und produktive Gespräche mit Newgame aufgenommen haben und dass diese Gespräche zügig voran gehen." John Ions, Vorstandschef von Liontrust, wiederum bedauert das Scheitern der Offerte. "Liontrust hat ein umfassendes und faires Angebot für GAM gemacht, das die finanzielle Realität des Unternehmens widerspiegelt und eine sichere und nachhaltige Lösung geboten hätte." (ert)