Fusionen von Banken – ob grenzübergreifend oder auf nationaler Ebene – müssen in erster Linie sinnvoll sein, die so entstehende neue Bank muss "vom ersten Tag an stabil und sicher sein". Das sagt Danièle Nouy, oberste Bankenaufseherin der europäischen Währungsunion, im Interview mit dem "Handelsblatt".

Fusionen schwacher Institute seien von der Bankenaufsicht nicht gewollt, betont Nouy: "Das würde das neue Unternehmen nicht stärker machen." Aus zwei hässlichen Entlein werde schließlich kein schöner Schwan. Deshalb werde die Bankenaufsicht bei künftigen Fusionen sehr wachsam sein.

Die eingeleiteten Reformen des Bankensystems seien sinnvoll gewesen, sagt die Aufseherin mit Blick auf das Thema Deregulierung der Finanzbranche. Die Umsetzung der Reformen werde sich noch bis zum Jahr 2019 hinziehen. "Eine Aufweichung der Reformen wäre aus meiner Sicht ein falscher Schritt", so Nouy. Druck auf internationale Regulierungsgremien wie den Basler Ausschuss durch die neue US-Regierung erwartet sie indes nicht. Vielmehr sei sie "optimistisch, dass wir zu einer Einigung über die Vollendung der neuen Bankenregeln kommen." 

Einheitliche Aufsicht war eine gute Idee
Nouys Amtszeit als erste Leiterin der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) läuft noch bis Ende des Jahres 2018. Im Gespräch mit dem "Handelsblatt" zieht sie ein positives Zwischenfazit. 

Ihre wichtigste Lehre laute, "dass es wirklich eine hervorragende Idee war, eine Bankenunion mit einheitlicher Aufsicht über die großen Geldhäuser in der Euro-Zone zu schaffen", sagt Nouy. EZB-Mitarbeiter und nationale Aufseher arbeiteten gemeinsam besser. Auch der Aufbau der Einheitlichen Abwicklungsbehörde in Brüssel sei ein sehr sinnvoller Schritt gewesen. Was noch fehle, sei ein Pfeiler bei der gemeinsamen Einlagensicherung innerhalb der Bankenunion: "Dieser Schritt muss folgen." (fp)