Casper von Koskull, Vorstandsvorsitzender der Nordea Bank, sieht in den kommenden Jahren einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen in der Finanzbranche. "In zehn Jahren werden Banken ungefähr nur noch die Hälfte der heutigen Angestellten beschäftigen", sagte er in einem Gespräch mit Bloomberg. Der Grund sei die fortschreitende Digitalisierung: Diese führe dazu, dass die Banken immer schlanker werden und weniger Personal brauchen.

"Ich denke, dass es ein sehr klarer Trend in der Finanzindustrie ist", so Koskull. "Hierbei muss man bedenken, dass die Branche ohnehin sehr digital ist. Man kann auch künstliche Intelligenz an vielen Stellen nutzen – natürlich in Kombination mit einem persönlichen 'Touch'."

Nur die schlankesten und digital fortschrittlichsten Institute werden überleben
Der Blick in die Kristallkugel kommt rund ein Woche nachdem Nordea angekündigt hatte, 6.000 Stellen und damit ein Zehntel der Belegschaft abzubauen. Dies ist Koskull zufolge der Preis für die aktuellen Umwälzungen in der  Branche. So zeigten Zahlen des europäischen Bankenverbandes, dass heute schon 14 Prozent weniger Menschen bei Banken in der Region beschäftigt seien als vor der Finanzkrise. Aktuell beschäftigen die Geldinstitute noch rund 2,8 Millionen Personen.

Der Nordea-Chef meint daher, dass sein Unternehmen die Zukunft der Banken repräsentiere. Nur die schlankesten und digital fortschrittlichsten Institute würden überleben. "Gesellschaften, die im finsteren Bankenmittealter leben, gehen schon zugrunde", so Koskull.

Die Anfangskosten für die Transformation seien nicht klein, erklärte der Bankenchef weiter. Allerdings werde man bald wesentlich geringere Kosten haben. Das Aufwands-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income-Ratio) von Nordea habe im dritten Quartal bei 51 Prozent gelegen. "Diese Zahl wird im niedrigen 40er-Bereich liegen, wenn wir den digitalen Umbau beendet haben." (jb)