"Börsen-Professor" Max Otte hat ein eigenes Finanzdienstleistungsinstitut gegründet, das der deutschen Finanzaufsicht Bafin unterliegt. Die PI Privatinvestor Kapitalanlage GmbH aus Köln hat seit Ende August die Erlaubnis zur Anlageberatung nach Kreditwesengesetz (KWG), geht aus dem Unternehmensregister der Bonner Behörde hervor.

Bislang wurden die vier Fonds, die Otte und sein Team betreuen, von einem Schweizer Unternehmen des Bestsellerautors und Wirtschaftsprofessors beraten. Nun übernimmt die Kölner Einheit diese Aufgabe. Auch zwei Analysten ziehen aus der Schweiz nach Köln um, wo Otte wohnt. In der Domstadt sitzt außerdem das IFVE Institut für Vermögensentwicklung, das unter anderem Ottes Börsenbrief "Der Privatinvestor" herausgibt.

Die Bafin hat den Antrag "extrem sorgfältig geprüft"
"Wir sind schon seit langem dabei, den Standort für unser Instutional Advisory nach Deutschland zu verlagern", so Otte auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE. Ottes erster Fonds, der PI Global Value Fund, wurde im März 2008 aufgelegt. "Damals war die Welt eine andere, und gesetzeskonforme Anlageberatung war in der Schweiz wesentlich einfacher und nicht so bürokratisiert", sagt Otte. Nach der Finanzkrise sei über die Branche "eine Flut bürokratischer Regelungen" hereingebrochen. Die Schweiz sei zum "Wettbewerbsnachteil" geworden.

Weil die meisten Anleger aus Deutschland und Österreich stammten, sei es ohnehin sinnvoll, die Fonds aus einem EU-Land heraus zu steuern. "So haben wir uns entschlossen, das Beratungsgeschäft von Deutschland aus zu führen, zumal in Köln mein Wohnsitz ist." Die Bafin habe den KWG-Antrag des Instituts "extrem sorgfältig geprüft, so dass wir erst vor einigen Wochen die Erlaubnis zur institutionellen Anlageberatung erhalten haben", berichtet Otte.

"Fondsgeschäft in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken"
Otte hatte auf dem FONDS professionell KONGRESS im Januar 2016 in Mannheim angekündigt, sich auf die Fondsberatung konzentrieren zu wollen. Damit hatte er auf den Vorwurf reagiert, auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen – Otte war früher auch Hochschullehrer, zudem ein gefragter Vortragsredner und Wirtschaftsautor. "Im vergangenen Jahr hatten wir eine phantastische Performance", betont Otte. "Die Übersiedlung nach Köln trägt noch einmal dazu bei, das Fondsgeschäft in den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit zu rücken."

Die PI Privatinvestor Kapitalanlage GmbH hat nur die Erlaubnis zur Anlageberatung. Eine Erlaubnis zur Anlagevermittlung, um die Fonds Privatanlegern empfehlen zu können, und zur Finanzportfolioverwaltung, um als "echter" Fondsmanager agieren zu können, fehlen. Das sei eine bewusste Entscheidung gewesen, meint Otte. Für die Vermittlung der Fonds habe man bereits "hervorragende Partner", das müsse man nicht selbst übernehmen. "Und die Finanzportfolioverwaltung kommt mit so vielen komplexen Auflagen daher, dass wir uns lieber auf unsere Stärken – die Investmentstrategie und die Kapitalmarktanalyse – fokussieren wollen."

Vier Mandate mit in Summe knapp 200 Millionen Euro
Otte berät zwei Publikumsfonds, den PI Global Value und den Max Otte Vermögensbildungsfonds. Beide sind auch in Österreich zum Vertrieb zugelassen. Daneben betreut er seit rund vier Jahren einen institutionellen Fonds für eine Genossenschaft mit etwa 27 Millionen Euro und seit November 2016 einen alternativen Investmentfonds (AIF) für professionelle Investoren, den Max Otte Multiple Opportunities (WKN: A2ASSR) mit circa 23 Millionen Euro. "Im AIF verfolge ich fast dieselbe Strategie wie in den Publikumsfonds, kann aber größere Positionen fahren und auch in physisches Gold investieren", erläutert Otte. In Summe liegen in den vier Mandaten Otte zufolge rund 195 Millionen Euro. (bm)