Der französische Fondsanbieter Natixis Investment Managers agiert als Dach für Investmentboutiquen. Eine davon ist die von Starmanager Bruno Crastes gegründete H2O Asset Management, die im Sommer 2019 mit Investments in teils illiquide Papiere des Finanziers Lars Windhorst für Furore sorgte. Doch im November 2020 kündigte Natixis an, die Beteiligung verkaufen zu wollen.

"Im Fall von H2O kamen beide Seiten nach zehn Jahren Zusammenarbeit vor dem Hintergrund der Ereignisse der vergangenen 18 Monate zu dem Schluss, dass es besser für alle ist, getrennte Wege einzuschlagen", sagt Jean Raby, Vorstandschef von Natixis Investment Managers, in einem Interview, das in der neuen Heftausgabe von FONDS professionell erscheint. Die Trennung erfolge absolut einvernehmlich, betont Raby.

"Unser Modell entwickelt sich weiter"
Sein Haus hat bereits in der Vergangenheit immer wieder einzelne Beteiligungen verkauft, sagt Raby. "Unser Modell entwickelt sich weiter, genauso wie sich die angeschlossenen Gesellschaften weiterentwickeln. Wir fragen uns stets: Was kann eine Tochter für die Gruppe tun – und was können wir für die Tochter tun?" Im Zuge des Verkaufs würden die Interessen der Kunden gewahrt und beide Seiten würden "auf die erdenklich beste Weise" kooperieren.


Wie die Gratwanderung zwischen einem zentralen, effizienten Vertrieb und einem vielfältigen Sortiment der Investmentboutiquen aussieht, erläutert Jean Raby im vollständigen Interview im neuen Heft 1/2021 von FONDS professionell, das Abonnenten in diesen Tagen zugestellt wird. 


Nachdem das erhebliche Engagement von H2O in Windhorst-Papiere durch einen Artikel der "Financial Times" bekannt wurde, zogen Anleger Milliarden ab. Im Zuge des Corona-Crashs erlitten dann einige H2O-Fonds empfindliche Einbußen, die sie teils auch nicht wiederaufholen konnten. Daraufhin ordnete die französische Finanzaufsicht eine zeitweilige Schließung an. Die Portfolios wurden in liquide und illiquide Teile aufgespaltet. Die illiquiden Teile werden abgewickelt, ein Fonds gänzlich geschlossen, wie FONDS professionell exklusiv berichtete.

"Es ist jedes Jahr eine andere"
Die Vorfälle hatten Auswirkungen auf das Jahresergebnis der Muttergesellschaft, der französischen Investmentbank Natixis. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent zurück – ohne H2O wären es nur zwei Prozent gewesen. Der Vorsteuergewinn brach um 33 Prozent ein – ohne H2O hätte das Institut ein Plus von drei Prozent erzielt. "H2O trug 2018 und 2019 allerdings sehr positiv zu den Ergebnissen bei", wendet Raby ein.

"Ich werde oft darauf angesprochen, dass in einem bestimmten Jahr die Ergebnisse von einer Tochtergesellschaft beeinflusst werden. Das stimmt – aber es ist jedes Jahr eine andere", so der Franko-Kanadier. Dies sei auch die Stärke des Geschäftsmodells eines Boutiquendachs. "Denn an den Finanzmärkten wechseln die Trends, mal liegt der eine Bereich vorn, mal der andere." Weiterhin räume Natixis IM den angeschlossenen Investmentteams viel Spielraum ein. "Zentralisierung ist selten vereinbar mit einem blühenden Unternehmergeist", erläutert Raby die Philosophie seines Hauses. (ert)