Die Aufsichtsbehörde könnte von Raiffeisen verlangen, das Kreditvolumen in Russland bis 2026 um bis zu 65 Prozent zu reduzieren, verglichen mit dem dritten Quartal 2023. Das hat die RBI unter Berufung auf einen Anforderungsentwurf der Europäischen Zentralbank mitgeteilt. Die Anordnung würde sich auch auf das Zahlungsverkehrsgeschäft der Bank auswirken.

Raiffeisen sagte, dass eine solche Forderung weit über die eigenen Pläne zur weiteren Reduzierung des Russlandgeschäfts hinausgehen würde und sich negativ auf Optionen zum Verkauf der Sparte auswirken könnte. Ein Sprecher der EZB lehnte eine Stellungnahme ab.

Der Druck der EZB könnte alle Hoffnungen von Raiffeisen zunichte machen, das Russlandgeschäft mit Geld in der Tasche zu verlassen. Die Tochtergesellschaft trug im vergangenen Jahr etwa die Hälfte zum Vorsteuergewinn von Raiffeisen bei, aber das Management war aufgrund von Beschränkungen des grenzüberschreitenden Geldflusses in und aus Russland nicht in der Lage, dieses Geld abzuziehen. Ein komplexes Geschäft, das auf die Rückführung von Kapital abzielt, ist ins Visier der US-Aufsichtsbehörden geraten.

Aktienkurs auf Talfahrt
Die Aktien der österreichischen Bank haben in diesem Jahr bisher rund zehn Prozent verloren und sind damit der schlechteste Wert in einem "Bloomberg"-Index für europäische Banken und Finanzdienstleistungsunternehmen.

RBI-Chef Johann Strobl hat wiederholt gesagt, dass er das Land nicht einfach von einem Tag auf den anderen verlassen könne. Dabei verwies er auf die Kundenbeziehungen und die treuhänderischen Pflichten des Managements gegenüber den Aktionären.

Raiffeisen hat zuletzt versucht, einen Teil des Geldes, das in seinem Russlandgeschäft feststeckt, durch eine komplexe Transaktion, die ins Visier der US-Aufsichtsbehörden geraten ist, loszueisen. Dieser Plan beinhaltet den Kauf von Aktien des österreichischen Bauunternehmens Strabag, die noch vor Kurzem von dem sanktionierten Geschäftsmann Oleg Deripaska gehalten wurden.

Raiffeisen sagte, man sei "entschlossen, die Dekonsolidierung der AO Raiffeisenbank zu erreichen, auch durch einen Verkauf der Sparte". (mb/Bloomberg)