Als im März bekannt wurde, dass das Bank Austria Finanzservice das Geschäft einstellen wird, sorgte das für eine entsprechende Überraschung innerhalb der Branche. Gehörte das Haftungsdach doch mit zu den größten des Landes, und mit der Unicredit Bank Austria verfügte man im Hintergrund über einen entsprechend kapitalstarken Eigentümer. Vor allem die Tatsache, dass die Bank das Haftungsdach nicht veräußerte, sondern sich für eine Auflösung mit Zurücklegung der Konzession entschied, war für viele Marktteilnehmer nicht ganz verständlich. Schließlich ging es um zirka 200 Vermögensberater mit einem geschätzten Bestandsvolumen von rund 500 Millionen Euro. Als Grund für den Schritt wurde damals angegeben: "Im vermittelten Wertpapiergeschäft konnte man bis dato nicht an die große Erfolgsstory des Bau- und Wohnfinanzierungsgeschäfts anschließen. Hohe Investments und lange technische Entwicklungszeiten, um den Marktanforderungen gerecht zu werden, in Kombination mit den regulatorischen Anforderungen waren ausschlaggebend für die Entscheidung, das Wertpapiergeschäft einzustellen." 

Für die Haftungsdächer war dies freilich eine gute Nachricht, eine Gelegenheit wie diese kommt schließlich kein zweites Mal. Dementsprechend stark buhlten die Wertpapierfirmen um die Gunst der frei gewordenen Berater. Daneben sahen aber auch Depotbanken eine Chance im BAF-Rückzug, agierte das Unternehmen doch sowohl als Haftungsdach als auch als Depotbank für seine Berater. Und offensichtlich ging die Rechnung zumindest bei "die Plattform" auf. So bestätigt der dortige Leiter Stefan Wonisch, dass man Geschäft hinzugewinnen konnte: "Im ­Oktober haben wir die größte Welle gesehen, und es geht aktuell noch weiter. Die Überträge der Bestände funktionieren gut, und es gab bis dato keine Verzögerungen. Zwei Haftungsdächer konnten unserer Beobachtung nach besonders profitieren, aber es gab bei den meisten Haftungsdächern Zulauf." 

Die Profiteure
Um welche Haftungsdächer es sich bei den großen Profiteuren im Detail handelt, offenbart ein Rundruf bei den heimischen Wertpapierfirmen. Mit 40 beziehungsweise 35 Beratern konnten Finanzadmin und die Privatconsult bis jetzt die meisten ehemaligen BAF-Berater von sich überzeugen. Bei den anderen Playern wie etwa MFC hielt sich das Interesse im Rahmen. So berichtet Geschäftsführer Martin Mikulik: "Wir ­haben zwar einige Gespräche geführt, zum Abschluss sind wir dann aber nur mit zwei Beratern gekommen. Es ist auch fraglich, wie viele der über 200 Berater tatsächlich noch aktiv waren. Vielleicht haben sich auch einige in die Pension verabschiedet. Andere haben sich in der Vergangenheit auf den Kreditbereich spezialisiert und tun sich nun schwer, wieder im Wertpapier­bereich Fuß zu fassen." Ein wenig mehr Berater konnte man bei Omicron Investment Management überzeugen, wo Geschäftsführer Rainer Paschinger berichtet: "Wir haben vier ehemalige BAF-Berater angebunden. Wir sind ja nicht darauf ausgerichtet, die Zahl der Anbindungen unbedingt zu steigern. Vielmehr geht es uns darum, mit unseren Partnern sehr eng und auf ­individueller Basis zusammenzuarbeiten."

Zu den großen Profiteuren des BAF-Rückzugs zählt jedenfalls Finanzadmin. "Viele BAF-Berater sind aktiv auf uns zugekommen. Wir konnten sicher von Empfehlungen profitieren, da wir bereits mit einigen Wertpapiervermittlern zusammengearbeitet haben, die auch beim BAF angebunden waren", so Geschäftsführer Reinhard Magg. Insgesamt konnte das Haftungsdach die Zahl der angebundenen ­gewerblichen Vermögensberater sowie der Wertpapiervermittler seit Anfang des Jahres von 330 auf 360 vergrößern. Zudem konnte das administrierte Bestandsvolumen im Wertpapierbereich von 1,46 auf 1,57 Mil­liarden Euro gesteigert werden. (gp)


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