Der Chef der Neobank Revolut, Nikolay Storonsky, will eine App auf den Markt bringen, mit der Nutzer sämtliche Finanzprodukte auf einer Plattform bündeln können – und das auch noch deutlich schneller und günstiger als bei der Konkurrenz. Einen ersten Schritt in Richtung "Finanz-Super-App" ging Revolut kürzlich mit dem Start von Open Banking in Deutschland. Dabei können Kunden des Fintechs all ihre Konten, auch die anderer Anbieter, in einer einzigen App verwalten. "Der nächste Schritt ist, zu schauen, welches Potenzial sich daraus ergibt", sagt Storonsky im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ).

Revolut will die Daten seiner Kunden dazu nutzen, neue Geschäftsfelder zu erschließen. "Mit all den zusätzlichen Informationen, wie sich die Kunden verhalten, was sie kaufen oder was sie nicht kaufen, können wir ihnen die besten Produkte anbieten", erklärt Großbritanniens erster Fintech-Milliardär. Revolut-Kunden könnten künftig etwa automatisch zu einem günstigeren Stromanbieter wechseln.

Höherer Umsatz, höherer Verlust
Im FAZ-Gespräch zeigt sich Storonsky überzeugt, dass sich der Markt für Finanzdienstleistungen in Zukunft auf einige wenige Full-Service-Anbieter konzentrieren wird. Er sieht sein Haus gut gerüstet, um in diesem Szenario eine wichtige Rolle zu spielen. So sei Revolut etwa breiter aufgestellt als andere Fintechs. Zur Angebotspalette gehören nicht nur Bankkonten, sondern auch der Handel mit Kryptowährungen, Aktien und Rohstoffen sowie Auslandsüberweisungen und Versicherungen. Das Angebot sollte künftig sogar noch steigen.

Revolut verzeichnete zuletzt ein ansehnliches Wachstum. Die Zahl der Kunden stieg von 2018 bis 2019 um 186 Prozent auf zehn Millionen. Derzeit hat das Unternehmen rund 13 Millionen Kunden. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 633 im Jahr 2018 auf aktuell mehr als 2.100. Den Umsatz konnte Storonsky im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um 180 Prozent steigern, auf 163 Millionen britische Pfund (rund 180 Millionen Euro). Unterm Strich beschloss das Fintech das vergangene Jahr dennoch mit einem Minus von 107 Millionen Pfund (118 Millionen Euro) und machte damit rund dreimal so viel Verlust wie im Vorjahr. (fp)