Der 2011 aufgelegte Immobilienfonds "Holland 72" kann bis auf Weiteres keine Auszahlungen an die Anleger leisten. Das geht aus dem aktuellen Rundschreiben des Emissionshauses MPC Capital hervor. Grund dafür ist offenbar eine Neubewertung der Fondsimmobilie im Auftrag der finanzierenden Bank. "Der vorläufige Verkehrswert der Fondsimmobilie ist gegenüber dem Kaufpreis deutlich zurückgegangen. (...) Dieser vorläufige Verkehrswert hat zu Folge, dass eine Kreditbedingung verletzt wird, wonach der ausstehende Darlehensbetrag im Verhältnis zum Verkehrswert nicht höher sein darf als 65 Prozent." 

Durch die Verletzung dieser Loan-to-Value-Klausel (kurz LTV-Klausel) führt zum sofortigen Stopp der Auszahlungen an die Anleger. Außerdem kann die Bank unter anderem Sondertilgungen verlangen, um so das ausstehende Darlehen zu minimieren und den Kreditvertragsbruch zu heilen. MPC ist nach eigenen Angaben im Gespräch mit dem Verfasser des Wertgutachtens, um dessen "Kalkulation zu plausibilisieren". Mit der finanzierenden Bank seien ebenfalls Gespräche aufgenommen worden. Laut Verkaufsprospekt schloss die Fondsgesellschaft im Dezember 2010 einen Kreditvertrag mit "einer international tätigen deutschen Bank mit Sitz in Bonn" über ein Darlehen mit einer Laufzeit von zehn Jahren in Höhe von 7,53 Millionen Euro ab. 

Kyocera nutzt die Immobilie im Büropark "Business Garden Hoofddorp"
Der MPC-Hollandfonds hat ein 2009 errichtetes Bürogebäude inklusive einer Tiefgarage mit 80 Pkw-Stellplätzen im Büropark "Business Garden Hoofddorp" in der niederländischen Stadt Hoofddorp (Gemeinde Harleemmermeer in der Provinz Nordholland) erworben. Alleiniger Mieter des Gebäudes mit 3.600 Quadratmeter Mietfläche und der Parkplätze ist die Gesellschaft Kyocera Mita Europe B.V., die im Jänner 2000 gegründet wurde und das Fondsobjekt nach eigenen Angaben als Zentrale für das Geschäft in Europa und Afrika sowie im Mittleren Osten nutzt. Der japanische Konzern Kyocera stellt unter anderem Kopiergeräte und Drucker her und ist auch in der Solarbranche tätig.

Das Fondsvolumen inklusive Agio beträgt 14,1 Millionen Euro. Davon entfallen rund 7,5 Millionen Euro auf das langfristige Darlehen. Die Immobilie kostete laut Prospekt inklusive der typischen Anschaffungskosten knapp 12,8 Millionen Euro. MPC brachte den Fonds Anfang 2011 als Exklusivprodukt für Österreich auf den Markt. Mangels Absatzerfolg musste der Initiator das Produkt einige Monate später in Deutschland platzieren. In den ersten drei Jahren hat der Fonds planmäßig jeweils sechs Prozent an die Anleger ausgezahlt. Im Mai dieses Jahres erhielten die Anleger 1,5 Prozent. Bis zum Verkauf der Immobilie plante der Initiator 3,85 Millionen Euro an die Anleger auszuzahlen. Das entspricht 61,3 Prozent des Kommanditkapitals beziehungsweise 58,3 Prozent des Kommanditkapitals inklusive Agio (gesamte Einlage). (ae)