In vielen Kreditinstituten sind die Vorbereitungen zur Umsetzung von Mifid II mittlerweile auf der Zielgeraden. Die neue Richtlinie soll Anlagekunden noch besser vor Interessenskonflikten der Bank schützen und sie noch gründlicher über mögliche Risiken aufklären. Für Kreditinstitute wird die Umsetzung von Mifid II zur Herausforderung, sagt Christel Turpeinen, Corporate-Finance-Expertin bei der Privatbank M.M.Warburg. "Die formalisierten Prozesse erschweren die individuelle Kundenberatung und sind ohne eine noch umfangreichere digitale Unterstützung im Hintergrund unmöglich."

Kommen die Aufseher zu dem Ergebnis, dass Banken die neuen Vorgaben nicht einhalten, können sie drakonische Strafen verhängen. "Diese sollen vor allem abschrecken und die Verpflichteten zu gesetzestreuem Verhalten anhalten", sagt Turpeinen. "Eine effiziente Abschreckung setzt jedoch voraus, dass für die Verpflichteten greifbar ist, welches Verhalten genau von ihnen gefordert ist." Diese Prämisse sieht die Finanzierungsspezialistin angesichts der Flut der neuen Regeln nicht gegeben.

Macht ihr mal…
Anders als bei konkreten Gesetzen bleibt es bei Mifid II den Banken selbst überlassen, aus einer Fülle von nationalen und europaweiten Normen und den Auslegungshilfen der europäischen Wertpapieraufsicht Esma konkrete Handlungspflichten abzuleiten. "Unter dem Deckmantel des Arguments, dass nationalen Besonderheiten Rechnung getragen werde, wurde die Entscheidung auf die Banken verlagert", kritisiert Turpeinen. Sie fordert, die Regulierung zu vereinfachen, zu konkretisieren und auf ein inhaltlich sinnvolles Maß zu begrenzen. (fp)