Der Umgang mit großen Zahlen ist auch für Banken bisweilen nicht frei von Irrtümern: Statt nur der Zinsen überwies die US-Großbank Citigroup vergangene Woche versehentlich einen fast 900 Millionen US-Dollar schweren Kredit des angeschlagenen Kosmetikherstellers Revlon komplett an dessen Gläubiger, darunter auch den Hedgefonds Brigade Capital Management. Im Gegensatz zu den anderen Empfängern weigert sich Brigade Capital nun aber, die fehlerhafte Überweisung zurückzuerstatten – dagegen geht die US-Großbank jetzt gerichtlich vor, wie das "Handelsblatt" berichtet.

Mit der Klage will Citigroup Brigade Capital Management zur Rückgabe der knapp 176 zuviel überwiesenen Millionen US-Dollar zwingen. Eigentlich hätten Brigade lediglich 1,5 Millionen Dollar an Zinsen für ein gehaltenes Darlehen zugestanden. Die fehlerhafte Zahlung begründete die New Yorker Bank mit einem "Betriebsfehler". "Wir haben unseren Zahlungsfehler schnell erkannt und ergreifen die entsprechenden Maßnahmen, um diese Mittel zurückzugewinnen", ließ die Citigroup in einer Erklärung verbreiten. Das Geldhaus versuchte, die Beträge innerhalb von Stunden zurückzubekommen. Die meisten Empfänger, so auch die Revlon-Gläubiger Symphony Asset Management und HPS Investment, zahlten das Geld auch prompt zurück.

Banken-Integrität gefährdet?
Für den Kosmetikhersteller Revlon stellt der Fehler der Bank ein gewaltiges Problem dar. Das Unternehmen verzeichnet nicht erst seit der Coronakrise sinkende Umsätze – der Kredit selber wäre erst in drei Jahren fällig geworden. Brigade vertritt die Position, das überwiesene Geld diene auch dazu, Revlons gesamten Kapitalbetrag zurückzuzahlen. Die Citigroup-Anwälte sehen das anders: "Die Handlungen von Brigade sind nicht nur unverständlich. Sie gefährden die Integrität der Verwaltungsfunktion und das Vertrauen in das globale Bankensystem." (fp)