Die Anbieter von Aktien- und Anleihe-Research liefern sich offenbar einen erbitterten Preiskampf um Abnehmer für ihre Analysen. Während im Frühjahr noch die Summe von 10.000 Dollar für ein Gespräch mit einem Top-Analysten kursierte, ist der Preis mittlerweile offenbar auf 5.000 Dollar die Stunde gefallen. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times" und beruft sich dabei auf Insider. Zum Vergleich: Renommierte Anwaltskanzleien oder Unternehmensberatungen kassieren einen Stundensatz von rund 2.000 Dollar.

Derzeit verhandeln Investmentbanken und Brokerhäuser mit Fondsgesellschaften über die Gebühren für Research. Bislang erhielten Asset Manager die Einschätzungen der Analysten im Gegenzug für Handelsaufträge kostenlos. Diese Praxis wird im Zuge der neuen Finanzmarktrichtlinie Mifid II abgeschafft.

Fondsgesellschaften dürfen solche Gegengeschäfte dann nicht mehr eingehen, sondern müssen genau ausweisen, wieviel Geld sie für Research ausgeben. Wegen der Querfinanzierung gab es bislang keinen klaren Preis für diese Dienstleistung. Diesen handeln Anbieter und Abnehmer nun neu aus. (Lesen Sie in Heft 1/2017 auch den Artikel "Verzwickte Rechnung", für angemeldete Nutzer hier im E-Magazin.)

"Stille Post"
Anfang des Jahres hatten die Investmentbanken und Broker offenbar noch versucht, die Preise hoch zu halten. Sie waren mit schier ausufernden Forderungen in die Gespräche mit den Asset Managern gestartet. Mittlerweile schält sich in den Gesprächen wohl langsam ein realistischeres Preisniveau heraus. Denn die Investmentbanken und Handelshäuser stehen unter dem Druck, bis zum Start von Mifid II die Verträge mit ihren Kunden abgeschlossen zu haben. Viele Investmentbanken und Broker wollen offenbar ihre Studien nur noch als "Anreißer" nehmen und die genauen Erkenntnisse allein in Gesprächen mit den Analysten verraten.

Beobachter fürchten aber, dass im Zuge der Umstellung viele Analysten ihren Job verlieren, da die Research-Abteilungen nun selbstständig wirtschaftlich tragfähig arbeiten müssen. Insbesondere für kleine Fondshäuser wird es wiederum schwer, zu akzeptablen Preisen an hochwertiges Research zu kommen. Der Aufbau eigener Teams lohnt sich allenfalls für große Anbieter. (ert)