Das Traditionshaus M&G stellt die Gebührenordnung für seine britischen Fonds um. Dabei werden die meisten einzelnen Aufwendungen zu einer einheitlichen Jahresgebühr zusammengefasst. Dies geht aus einem Leitfaden hervor, den die Gesellschaft an Vertriebspartner und Kunden verschickte. Abgesehen von den Transaktions- sowie außerordentlichen Rechts- und Steuerkosten deckt die neue Pauschale alle bisherigen Einzelposten ab. Dazu zählen beispielsweise die Verwaltungs- und Verwahrstellengebühren oder die Aufwendungen für Wirtschaftsprüfer.

"Viele dieser Kosten variieren von einem Berichtszeitraum zum nächsten. Dies führt zu einer gewissen Unvorhersehbarkeit der Anlagekosten", begründet das Haus in dem Leitfaden den Schritt. Mit der neuen Struktur würden die einzelnen Posten zu einer einheitlichen Jahresgebühr zusammengerechnet. "Dadurch werden die derzeit variablen Gebühren effektiv festgelegt und begrenzt."

Reaktion auf Preisdruck
Die neue Gebührenordnung soll zum 1. August 2019 in Kraft treten, gilt aber vorerst nur für die in Großbritannien beheimateten Fonds. Ob das neue Tarifmodell auch bei dem Luxemburger Sortiment eingeführt wird, wollte das Haus auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE noch nicht verraten. Der Schluss liegt jedoch nahe, dass die Gesellschaft darüber nachdenkt, die neue Preistabelle auch für andere Regionen zu übernehmen.

Angesichts steigender Kosten und der zunehmenden Konkurrenz, etwa durch günstige, börsengehandelte Indexfonds (ETFs) sowie der strikteren Überwachung durch Aufseher und Verbraucherschützer, geraten die Gebühren im Asset Management unter Druck. Die Anbieter suchen daher emsig nach Auswegen (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Redakteur Sebastian Ertinger). Einige haben alternative Preismodelle entwickelt. So führte Fidelity die sogenannte Fulcrum Fee ein. Bei dieser steigt und fällt die Vergütung des Portfoliomanagements je nach dem erwirtschafteten Investmentertrag. Ein ähnliches Modell führte das österreichische Haus Spängler IQAM ein, auch Allianz Global Investors testet es.

Gestaffelter Rabatt
Obendrein räumt M&G eine Art "Mengenrabatt" ein. Bei Portfolios mit mehr als einer Milliarde Pfund an verwaltetem Vermögen sinkt die Jahresgebühr um 0,02 Prozentpunkte. Für jede weitere Milliarde Volumen ermäßigt sich die Gebühr um weitere 0,02 Prozentpunkte, also um insgesamt 0,04 Prozentpunkte. Die Rabatt-Staffelung reicht bis zu einem Volumen von sechs Milliarden Pfund und einer Ermäßigung um 0,12 Prozentpunkte.

Die Begrenzung auf die Sechs-Milliarden-Marke begründet das Haus damit, dass es derzeit unwahrscheinlich sei, dass Fonds ein höheres Volumen erlangen. Sollte dieser Fall jedoch eintreten, würde über eine Fortsetzung der Staffelung nachgedacht. Der "Mengenrabatt" kam M&G zufolge per Ende April für zwölf der in Großbritannien angesiedelten Fonds in Frage. Dies entspreche zwar nur jedem vierten Portfolio im Sortiment, aber diese Fonds machten fast 63 Prozent des Wertes der Anlagen in der gesamten britischen Fondspalette aus.

Skaleneffekte weitergeben
Ob für einen Fonds eine Ermäßigung gilt, werde vierteljährlich geprüft. Dabei räumt das Haus einen Puffer von 100 Millionen Pfund ein. Ein Beispiel: Fällt das Volumen eines Portfolios zum Stichtag unter die Milliardenmarke, jedoch nicht unter 900 Millionen Pfund, bleibt die Ermäßigung bestehen. Aber: Der Puffer gilt nicht nach oben. Sobald das Fondsvolumen zu den vierteljährlichen Stichtagen eine Milliardenhürde genommen hat, sinkt die Jahresgebühr entsprechend. Bei Fonds mit fünf und sechs Milliarden Euro Volumen beträgt der Puffer 200 Millionen Pfund.

"Ermäßigungen werden an Anleger weitergegeben, bei denen sich Kosteneinsparungen aus der Größe eines Fonds ergeben", begründen die Briten den Rabatt. "Je höher der Wert eines Fondsvermögens ist, desto geringer ist der relative Anteil der Fixkosten für dessen Verwaltung und Management." Schrumpft das Volumen jedoch wieder, "ergeben sich geringere Kosteneinsparungen durch Skaleneffekte, die M&G in Form von Ermäßigungen weitergeben kann".

Aus diesem Grund sollten Ermäßigungen auf Jahresgebühren eher als vorübergehende denn als dauerhafte Vergünstigung angesehen werden, rät das Haus. Andere Gesellschaften haben bei steigendem Fondsvolumen ebenfalls die Gebühren gesenkt, so etwa der Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz bei seinen Phaidros-Fonds oder bereits im Jahr 2015 J.P. Morgan Asset Management. Perfektioniert hat das Modell, die Skaleneffekte über sinkende Gebühren an Anleger weiterzugeben, der US-Indexfondsgigant Vanguard, der genossenschaftlich organisiert ist und daher keinen Gewinn erwirtschaften muss.

"Keinem Anleger entstehen Nachteile"
M&G hebt in dem Leitfaden hervor, dass die einheitliche Jahresgebühr und die Ermäßigung bei hohen Volumen keine durchgängige Gebührensenkung darstellt. "Nicht bei allen Anteilsklassen werden Änderungen vorgenommen – die Gebühren bleiben in einigen Fällen unverändert", heißt es. Manchmal seien die Einsparungen auch nur marginal. Dennoch würden viele Anleger von deutlich niedrigeren Kosten profitieren. Die Gesellschaft betont zudem: "Die neuen Jahresgebühren werden nicht höher sein als die bisherigen Gebühren. Dies bedeutet, dass keinem Anleger dadurch Nachteile entstehen." Eine Liste mit den neuen Gebührensätzen für alle Fonds hat das Haus auf seiner Internetseite veröffentlicht.

Mit der bisherigen Begrenzung auf britische Fonds kommen hierzulande praktisch nur die Altanleger des M&G Global Themes, früher als Global Basics bekannt, in den Genuss der neuen Tarifstruktur. M&G hatte als Vorkehrung für einen harten oder ungeregelten Brexit kontinentaleuropäische Anleger in eine neue Luxemburger Fondspalette umgehoben. Auch beim Global Themes lotst M&G Neuanleger mittlerweile in einen im Großherzogtum beheimateten Fonds. Das Traditionshaus zählte zu den wenigen Asset Managern, die im großen Stil britische Vehikel auf dem europäischen Kontinent vertrieben haben. (ert)