Die Schweizer Großbank UBS und die Deutsche Bank prüfen offenbar, ihre Asset-Management-Einheiten zusammenzulegen. Es fänden "ernsthafte Gespräche" statt, berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times" und beruft sich auf Insider. Die Gespräche würden bereits seit einigen Monaten geführt, heißt es weiter. Anfang April hatte bereits die Nachrichtenagentur "Bloomberg", berichtet, dass die UBS Optionen für ihre Fondssparte prüfe. Eine davon sei ein Zusammengehen mit der DWS.

Die Deutsche Bank steckt gerade in Fusionsverhandlungen mit der Commerzbank – Ausgang nach wie vor ungewiss. Im Zuge dessen waren immer wieder Gedankenspiele aufgekommen, wonach die Deutsche Bank die DWS ganz oder in Teilen verkaufen könnte, um den Commerzbank-Deal zu finanzieren. So wurde bereits die Allianz als möglicher Interessent gehandelt. Auch Amundi, Natixis und Generali wurden als potenzielle Partner für die DWS genannt.

Ertragsperle bleibt im Haus
Ein Zusammengehen von UBS und DWS sei aber noch längst nicht ausgemacht, heißt es in dem Artikel der "Financial Times". Zudem gilt es als unwahrscheinlich, dass Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing einen Komplettverkauf der DWS anstrebt. Die Fondstochter gilt als Perle, die seit Jahren vergleichsweise stabile Erträge erwirtschaftet und dank verlässlicher Dividendenüberweisungen Schwankungen in anderen Geschäftsbereichen des Großaktionärs Deutsche Bank ausgleichen kann.

Entsprechend kursiere ein Plan, wonach die UBS ihre Fondseinheit in die DWS eingliedert, im Austausch für Aktien. Sprecher beider Unternehmen wollten den Bericht nicht kommentieren, hieß es weiter. Der neue DWS-Chef Asoka Wöhrmann zeigte sich durchaus offen für ein Wachstum durch Übernahmen, zielte bislang aber eher auf ergänzende, kleinere Deals. Die DWS-Aktie notierte am Vormittag 1,5 Prozent im Plus – und mit rund 32,60 Euro über dem Ausgabekurs beim Börsengang vor einem Jahr.

Eine Zusammenlegung der Fondssparten der Deutschen Bank und einer Schweizer Bank erschien schon Anfang April Beobachtern durchaus plausibel (FONDS professionell ONLINE berichtete). "Mit einer Beteiligung der Deutschen Bank und einer Schweizer Großbank an der DWS könnte diese tatsächlich zu einem global ernst zu nehmenden Asset Manager aufsteigen", hatte Fondsmanager Baki Irmak in einem Blog geschrieben. Das Pikante daran: Irmak hatte leitende Funktionen sowohl bei der Deutschen Bank als auch der DWS inne. Vor gut einem Jahr machte er sich selbstständig und startete er mit einem Partner einen Fonds mit Fokus auf den digitalen Wandel.

Bessere Ausgangslage
Schweizer Großbanken seien auf die Betreuung vermögender Kunden spezialisiert, hätten aber in Deutschland nie richtig Fuß gefasst, erläuterte Irmak die Hintergründe. Die Deutsche Bank wiederum habe im Wealth Management zuletzt an Boden verloren. Die Asset-Management-Sparte der UBS verwaltete zum Jahreswende umgerechnet rund 693 Milliarden Euro, bei der DWS waren es 662 Milliarden Euro. Zusammen könnten beide Fondsmanager im härter werdenden Konkurrenzkampf um Margen und Kundenvermögen auch gegen Riesen wie Blackrock oder Vanguard bestehen. (ert)