Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) hat verschiedenen Instituten nahegelegt, sowohl in Bezug auf variable Vergütungen als auch hinsichtlich der Dividenden Zurückhaltung an den Tag zu legen. Wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" unter Berufung auf informierte Personen meldet, steht dahinter die Sorge, dass die Energiekrise zu einer Welle von Zahlungsausfällen führen könnte. Die Warnungen der EZB hätten an Dringlichkeit zugenommen. Inzwischen sehe die Notenbank einen stärkeren Abschwung im Euroraum im nächsten Jahr als wahrscheinliches Szenario an.

Unter anderem Deutsche Bank, Unicredit und Commerzbank haben sich jüngst optimistisch zum Ausblick geäußert, obwohl die ausufernde Inflation und steigende Zinsen die Konjunkturperspektiven überschatten. Trotz der in die Höhe schnellenden Energiepreise sehen die Banken bisher keine Notwendigkeit für massive Rückstellungen für Kreditausfälle.

EZB sieht Unlust bei den Banken
Die EZB ist der Ansicht, dass die Banken die Risiken womöglich unterschätzen. Es gebe "eine gewisse Unlust auf Seiten der Banken, sich ernsthaft in aufsichtliche Diskussionen" über wirtschaftliche Risiken einzubringen, sagte der Präsident des Aufsichtsgremiums der EZB, Andrea Enria, am Dienstag bei einer Konferenz in Wien. Die russische Invasion in der Ukraine entwickle sich zu einem "anhaltenden und umfassenden makroökonomischen Schock", der von den Aufsichtsbehörden "äußerste Vorsicht" verlange, so Enria. Ein EZB-Sprecher lehnte gegenüber "Bloomberg" eine Stellungnahme ab.

Bereits in der Vergangenheit hat die EZB ihre Bereitschaft zur Intervention deutlich gemacht, wenn sie die Bonuspläne einer Bank vor dem Hintergrund erhöhter wirtschaftlicher Risiken für überzogen hielt. Insbesondere während der Corona-Pandemie drängte sie auf Mäßigung und zwang unter anderem BNP Paribas, Deutsche Bank und Unicredit, ihre Bonuspläne für 2020 zu stutzen, wie die Agentur berichtet. (ohm/Bloomberg)