Es ist dunkel und frisch an diesem Februarmontag an der Hamburger Außenalster. Um kurz vor sieben Uhr ziehen vereinzelt Ruderboote durch das Wasser. Auf der Promenade sind eifrige Läufer unterwegs. Als die erste Morgenröte über dem Fluss aufsteigt, ist er da. "Moin", sagt der Vorstand der Hamburger Investmentboutique Aramea und Manager des Nachranganleihenfonds Aramea Rendite Plus. "Sollen wir zu unserem Büro in der Mönckebergstraße joggen?", fragt Pfeil. Schon geht es los in Richtung Zentrum. 

"Eigentlich ist das nicht meine Joggingstrecke", sagt der Fondsmanager. Normalerweise dreht Pfeil seine morgendliche Runde im Hamburger Westen. Dort lebt er mit seiner Frau und der vierjährigen Tochter. An Wochentagen steht er zwischen 4.30 Uhr und fünf Uhr auf, läuft fünf Kilometer und macht sich dann auf den Weg ins Büro. Gegen sieben Uhr hat Sven Pfeil meist schon den Rechner hochgefahren. 

Echter Frühaufsteher
"Ich bin Frühaufsteher, ich laufe gern morgens, dann kann ich voller Energie in den Tag starten", erzählt Pfeil. Außerdem ist um sieben Uhr kaum jemand im Büro, das Telefon klingelt noch nicht. So kann Pfeil um diese Zeit ungestört arbeiten und sich seinen Fonds widmen. Den Rendite Plus managt er seit der Auflage im Dezember 2008. Heute bringt das Sondervermögen gut 830 Millionen Euro auf die Waage, seinen Anlegern hat der Fonds seit dem Start eine annualisierte Rendite von 6,6 Prozent beschert.

Sven Pfeil ist ein "Hamburger Jung". Im Westen der Stadt kommt er 1974 zur Welt. Hier wächst er auf, besucht das Gymnasium in Blankenese, probiert eine Sportart nach der anderen aus: Turnen, Tennis, Fußball, Schwimmen – Schüler Sven ist in jeder Disziplin top. Sein Interesse für die Kapitalmärkte hat der heutige Portfoliomanager seinem Onkel zu verdanken, der in den 1980er Jahren gern in Aktien investiert hat. "Das fand ich faszinierend, deshalb habe ich die Börsenentwicklung bald selbst verfolgt", berichtet Pfeil. 

Fondsboutique gestartet
Nach der Joggingrunde geht es zu einem Spaziergang ins Zentrum. Hier stand bis vor Kurzem noch das ehemalige Gebäude der Hamburger Commerzbank-Zentrale, bei der Sven Pfeil nach dem Abitur 1994 seine Ausbildung beginnt. Es folgen Jobs im Investmentbanking bei der Hamburger Außenstelle der Commerzbank Frankfurt und als Junior-Rentenfondsmanager bei der damaligen Nordinvest. Als diese 2007 in eine andere Bank integriert wird, stellt Pfeil mit sieben weiteren Portfoliomanagern eine eigene Fondsboutique auf die Beine – Aramea. 

Der Rentenexperte übernimmt die Auflage des Aramea-Nachranganleihenfonds. Doch als der Rendite Plus im Dezember 2008 mit rund zehn Millionen Euro an den Start geht, will niemand nachrangig besicherte Anleihen haben, schon gar nicht von Finanzkonzernen – denn nur gut zwei Monate zuvor war Lehman Brothers zusammengebrochen.

Regulierung als großes Plus 
"Was uns später geholfen hat, war tatsächlich die Regulierung", sagt der Portfoliomanager. Die Abkommen Basel II, Basel III sowie Solvency II verpflichteten Banken und Versicherer dazu, mehr Eigenkapital und solches mit höherer Qualität vorzuhalten. "Für nachrangig besicherte Anleihen, die im Fall der Fälle gleich nach dem Eigenkapital haften, wirkte das wie ein größeres Risikopolster", erläutert Pfeil. Zudem erholte sich der Markt für Banken- und Versicherungspapiere langsam, und ab 2011 war mit Staatsanleihen immer weniger zu verdienen. All das bescherte Pfeils Fonds Mittelzuflüsse.

Und heute? Ist es dem Fondsmanager mit Sinn für Herausforderungen nicht schon zu langweilig, ein gut laufendes Portfolio mit einer krisenerprobten Strategie zu betreuen? Sven Pfeil lacht. "Man hört zwar zuweilen, es sei viel aufregender, Aktienfonds zu managen, aber ich sehe das nicht so", sagt er. "Im Unterschied zu einem Aktieninvestment muss man sich bei Nachranganleihen nicht nur für ein Unternehmen entscheiden, man hat bei einem einzigen Emittenten die Wahl zwischen vielzähligen Papieren", erklärt er. Bei Banken und Versicherern können diese auch noch mit unterschiedlichen Rängen versehen sein.

Besondere Kündigungsrechte
"Und dann kommt noch hinzu, dass die Emittenten von nachrangig besicherten Bonds meist Kündigungsrechte haben, die sie ausüben können, aber nicht müssen", so Pfeil. Nutzen die Unternehmen ihr Recht auf vorzeitige Rückzahlung, ist das für einen Nachranginvestor natürlich sehr charmant. Es besteht aber immer das Risiko, dass sie es nicht tun. 

"Den Risikoaufschlag im Vergleich zu Staatsanleihen bekommen wir nicht nur aufgrund der nachrangigen Besicherung", erläutert Pfeil. "Wir lassen uns auch das Risiko bepreisen, dass eine Anleihe anders als erwartet nicht vorzeitig zurückgezahlt wird", sagt er. Läuft alles nach Plan, winken attraktive Renditen. Seinen Fonds managt Sven Pfeil nach wie vor mit großer Freude. "Als Bondmanager sollte man sein Herz nie an ein einzelnes Investment hängen. Wenn etwas nicht mehr funktioniert, muss man die Position glattstellen und fertig", sagt Pfeil. Aber Leidenschaft, ja, die empfindet er für seine Arbeit – genauso wie für den Sport. (am)


Das vollständige Porträt von Sven Pfeil finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 1/2024 von FONDS professionell ab Seite 112. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.