Viele Mitarbeiter der Europäischen Zentralbank (EZB) setzen offensichtlich kein allzu großes Vertrauen in die Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde und ihr Direktorium. Dies belege eine Umfrage der EZB-Gewerkschaft IPSO, berichtet das "Handelsblatt" und bezieht sich dabei auf eine Meldung von "Reuters". Die Nachrichtenagentur habe die Befragung einsehen können.

Nach den Ergebnissen haben über 40 Prozent von rund 1.560 befragten EZB-Beschäftigten nur ein geringes oder gar kein Vertrauen in die Führungsriege. Etwas weniger als die Hälfte bezeichnete ihr Vertrauen in die Führungsstärke der Präsidentin und der weiteren fünf Mitglieder des EZB-Direktoriums als moderat oder groß.

Besorgte Beschäftigte
Der Erhebung zufolge zeigten sich viele Beschäftigte außerdem besorgt, die EZB könnte nicht in der Lage sein, ihre Kaufkraft zu schützen, schreibt das "Handelsblatt". 63 Prozent hätten auf eine entsprechende Frage hin angegeben, sich über diesen Punkt Gedanken zu machen. Nur 24 Prozent waren diesbezüglich nicht beunruhigt, 13 Prozent machten keine Angaben. 

Eine EZB-Sprecherin sei auf die Umfrageergebnisse nicht direkt eingegangen, berichtet das "Handelsblatt". Sie habe stattdessen auf eine eigene Mitarbeiterbefragung der Notenbank vom vergangenen Jahr verwiesen, wonach 83 Prozent der Befragten stolz seien, für die EZB zu arbeiten und 72 Prozent dies auch empfehlen würden.

Bessere Werte für Mario Draghi
Eine vergleichbare IPSO-Umfrage unter EZB-Beschäftigten kurz vor dem Ausscheiden von Lagardes Vorgänger Mario Draghi hatte 2019 ergeben, dass 54,5 Prozent von 735 Beschäftigten seine Präsidentschaft mit "sehr gut" oder "hervorragend" bewerteten. Die Unterstützung für die geldpolitischen Schritte war dem "Handelsblatt" zufolge sogar noch höher ausgefallen. Aber: Damals beklagten die EZB-Mitarbeiter unter anderem mangelnde Transparenz bei Stellenbesetzungen und eine Günstlingskultur. (am)