Gut 14 Jahre nach dem Einstieg in den österreichischen Private-Banking-Markt gibt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ihr Austro-Geschäft wieder ab. Sie hat mit der liechtensteinischen LLB einen Kaufvertrag zum Erwerb von 100 Prozent der Aktien der Zürcher Kantonalbank Österreich AG mit Standorten in Salzburg und Wien unterzeichnet. Ein Geschäftsvolumen von rund drei Milliarden Schweizer Franken (rund 3,1 Milliarden Euro) und 120 Mitarbeiter sollen die Seiten wechseln, wie aus Mitteilungen beider Unternehmen hervorgeht.

Die Schweizer ZKB ist seit 2010 in Österreich; damals übernahm sie die Privatinvest Bank AG (PIAG) mit Sitz in Salzburg, um mit der österreichischen Banklizenz einen Fuß in den EU-Bankenmarkt zu bekommen. Doch der Start war holprig. Lang war die ZKB mit Aufräumarbeiten bei der Salzburger Tochter beschäftigt, die mit Geldwäschevorwürfen konfrontiert war. Eine schwierige Situation für die Bank, die dem Kanton Zürich gehört und damit letztendlich den Steuerzahlern – die Schweizer Öffentlichkeit war wenig erfreut über das Probleminstitut in Österreich.

Schweizer wollen sich auf den Heimmarkt konzentrieren
In den folgenden Jahren kehrte jedoch Ruhe ein bei der Österreich-Tochter, die auf Wachstumskurs lag. Nun verliert das kleinteilige Österreich-Geschäft für die Schweizer allerdings an Attraktivität. Schuld ist ein Luxusproblem: Momentan ist die ZKB damit beschäftigt, am Heimmarkt den Zulauf aufzufangen, der sich ergibt, weil die Fusion der Credit Suisse mit der UBS eine Lücke hinterlassen hat. So hat die ZKB kürzlich erstmals im Heimatland einen Standort außerhalb der eigenen Kantonsgrenzen eröffnet. Insbesondere das in der Schweiz starke Geschäft mit Pensionskassen und institutionellen Kunden soll ausgebaut werden.  

Offiziell teilt die ZKB mit, sie habe beschlossen, sich "im Private Banking stärker zu fokussieren und gleichzeitig ihrer österreichischen Tochtergesellschaft die Möglichkeit zu geben, sich als Teil einer in Österreich größeren Organisation weiterzuentwickeln". Das früher angestrebte Wachstum im EU-Raum via Österreich gehört für die Schweizer offenbar nicht mehr zur Strategie. Man werde sich "weiter auf die bestehenden Märkte fokussieren", heißt es. Dort sollen "strategische Prioritäten" vorangetrieben werden.

LLB unterstreicht Österreich-Strategie
Die LLB-Gruppe ist mit ihrer Tochtergesellschaft Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG am Standort Wien in Österreich ähnlich lang wie die ZKB aktiv, nämlich seit 2009. Sie konnte aber in den vergangenen 15 Jahren nicht zuletzt durch eine mit Nachdruck betriebene Übernahmestrategie stärker wachsen. 2018 kauften die Liechtensteiner die Semper Constantia Privatbank, 2021 übernahmen sie die Private-Banking-Kunden der Credit Suisse, die sich aus Österreich zurückzog. Mit der ZKB-Übernahme unterstreiche die LLB "die strategische Bedeutung des österreichischen Marktes für die LLB-Gruppe", betont Gabriel Brenna, CEO der LLB-Gruppe.

Durch die ZKB kann die LLB vor allem rasch am Salzburger Standort wachsen, der strategisch für die Betreuung der grenznahen deutschen Kunden relevant ist. In Deutschland hat die LLB zuletzt ebenfalls ausgebaut.

Übernahme in zwei Schritten
Der Transaktion müssen die Aufsichtsbehörden noch zustimmen. Bei der ZKB geht man davon aus, dass die Transaktion bis spätestens im ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein wird.

Geplant ist ein Merger in zwei Schritten. Zuerst übernimmt die LLB AG die ZKB Österreich AG. In einem zweiten Schritt soll die ZKB Österreich mit der LLB (Österreich) AG fusioniert werden. Über den Kaufpreis – er wird in bar abgegolten – wurde Stillschweigen vereinbart.

Eine Schätzung kann diesbezüglich jedoch angestellt werden. Denn die Tier-1-Ratio der LLB-Gruppe wird laut den Angaben zwar "weiterhin deutlich das Ziel von über 16 Prozent" erreichen, aber sie werde um rund einen Prozentpunkt abnehmen, wie es heißt. Ende 2023 kam die LLB-Gruppe auf eine harte Kernkapitalquote von 19,8 Prozent. Sofern man von einer gleichbleibenden Gesamtrisikokennzahl ausgeht, würde ein Absinken auf 18,8 Prozent nach Berechnung der Redaktion einen Kaufpreis bei gut 91 Millionen Franken nahelegen. Was aufgrund der ungenauen Datenlage natürlich nur eine Richtgröße darstellt.

Mitarbeiter und Management wechseln mit
Sämtliche Mitarbeiter sowie alle Kundenbeziehungen, Produkte und Dienstleistungen des Wealth-Management- und Private-Banking-Geschäfts gehen zur LLB über. Auch das Management der ZKB dürfte mitübernommen werden. Ein LLB-Sprecher betonte, dass einerseits das Private Banking und das Asset Management ausgebaut werden sollen. Zum anderen gelte es bis Ende 2025 zwei Banken IT-technisch zusammenzuführen. "Dies ist ein intensiver Prozess, für den es alle verfügbaren Kräfte braucht", so der Sprecher auf Nachfrage der Redaktion. (eml)