Die Ertragslage der heimischen Banken hat sich im Verlauf der Coronakrise weiter verschlechtert. Als Ursache dafür sind zwei Faktoren auszumachen. "Die Bankbilanzanalyse 2020 zeigt gegenüber 2019 eine Zunahme der Liquidität aller Banken um rund 40 Prozent beziehungsweise 80 Milliarden auf 290 Milliarden Euro", beschreibt Thomas Fuchs die auffälligste Veränderung des Zahlenwerks. Der frühere Direktor der Raiffeisenbank Mittleres Unterinntal ist Initiator der Finanzinformationsseite "Gold-fuchs.com" und analysiert seit Jahren die Bilanzkennzahlen aller heimischen Banken. Die Daten stellt er über seine Internetseite zur Verfügung.

Der signifikante Liquiditätsanstieg in den Banken ist mit der höheren Sparneigung der Kunden zu erklären und stellt angesichts der weitgehend negativen Verzinsung dieser Einlagen für die Banken ein Problem dar. Die dadurch verursachten Ertragsrückgänge waren auch durch weitere Kostensenkungen nicht auszugleichen – die Betriebsergebnisse haben sich seit 2018 mehr als halbiert. 

"Unglaublich hohe Sparquote"
Alexander Lippner, KPMG-Partner und Bankexperte, führt dies aber nicht nur auf die hohen Zuflüsse beziehungsweise die Negativzinsen zurück: "Das Periodenergebnis nach Steuern hat sich 2020 halbiert, dies ist zu einem großen Teil auf die Erhöhung der Wertberichtigungen um fast 40 Prozent zurückzuführen. Die Risikokosten haben sich aufgrund der Pandemie signifikant erhöht." Man könne allerdings davon ausgehen, dass sich dieser Sondereffekt bereits 2021 aufgelöst habe. Das Einlagenproblem sei hingegen nach wie vor gegeben.

"Wir haben eine unglaublich hohe Sparquote. Diese hat sich bei den privaten Haushalten im Vergleich von 2018 auf 2020 fast verdoppelt", meint der KPMG-Experte, der das größte Potenzial zur Entschärfung der Schieflage im Bereich der Provisionserträge sieht: "Zählt man alles zusammen, liegen diese nur bei der Hälfte der Zinserträge." Im Idealfall sollte das Verhältnis zwischen beiden Ertragsquellen bei 50 zu 50 liegen. "Das liegt an unserer im internationalen Vergleich grottenschlechten Aktionärsquote. Diese liegt in Österreich bei Über-16-Jährigen bei circa zehn Prozent. Von direkten Aktionärsquoten wie in Schweden oder der Schweiz mit jeweils rund 20 Prozent oder jener in den Niederlanden mit rund 30 Prozent sind wir weit entfernt. Wenn es uns gelingt, diese hohe Sparquote in Richtung Wertpapier zu ­bewegen, dann sehe ich hier das größte ­Potenzial für Ertragssteigerungen", so der Bankexperte. 

Wertpapiererträge stellen laut Lippner derzeit nur ungefähr ein Drittel der Provisionserträge dar. Rund ein weiteres Drittel kommt aus dem Bereich Zahlungsverkehr, hier identifiziert der Branchenspezialist ­allerdings nur geringe Wachstumsmöglichkeiten: "Die Provisionserträge aus dem Zahlungsverkehr werden tendenziell weniger werden." Einen interessanteren Hebel sieht Lippner im Bereich des Dienstleistungsgeschäfts. Auf dieses entfallen derzeit ungefähr 15 Prozent der Provisionserträge. Lippner dazu: "Hier wird man definitiv in Dienstleistungsbereiche einsteigen müssen, die man derzeit noch nicht mit Banken assoziiert. Ein Beispiel sind etwa die Raiffeisenbanken, die nun mit eigenen Tarifen in den Mobilfunkmarkt einsteigen. In diese und ähnliche Richtungen werden die Banken gehen müssen, um neue Ertragsquellen für sich zu erschließen."

Photovoltaikanleihen
Ähnlich sieht dies auch Fuchs, der den Banken darüber hinaus aber auch die Auflage von Photovoltaikanleihen empfiehlt: "Die Banken könnten doppelt profitieren, zum einen durch langfristige, sichere Zinserträge und zum anderen durch Provisionen aus der Kundenvermittlung." Laut Fuchs würde es schon reichen, nur zehn Prozent der Liquidität in entsprechende Anleihen zu investieren, um einen positiven Effekt auf das Betriebsergebnis zu generieren. "Photovoltaikanleihen sind nachhaltig, zukunftsorientiert, sicher und attraktiv. Die Nachfrage nach Ökoenergie erfordert enorme Mittel für neue Investitionen. Banken und ihre Kunden können sich hier direkt beteiligen", so Fuchs.


Der komplette Bericht ist in der aktuellen Heftausgabe 1/2022 von FONDS professionell ab Seite 252 erschienen. Angemeldete Nutzer können den Artikel auch im hier E-Magazin lesen.