Die LGT Investment Management GmbH hat Ende November 2022 die Konzession als Wertpapierfirma (gemäß § 3 WAG 2018) erhalten. Das teilte die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) kürzlich mit. Seit 17. Jänner 2023 darf das Unternehmen tatsächlich operativ tätig werden. Erlaubt sind die drei Bereiche gewerbliche Anlageberatung, Portfolioverwaltung sowie Annahme und Übermittlung von Aufträgen in Bezug auf Finanzinstrumente gemäß § 1 Z 7 lit. a bis d und j WAG 2018.

Es handelt sich bei der neuen WPF um eine Hundert-Prozent-Tochter der liechtensteinischen LGT Bank AG. Diese hat laut Firmenbuch eine Einlage von drei Millionen Euro auf die österreichische GmbH geleistet. Bisher war die LGT Bank mit Sitz in Vaduz in Österreich nur im Rahmen einer Zweigniederlassung tätig. Sprich, die Banklizenz und die Einlagensicherung liegen in Liechtenstein.

Neues Mitglied für Wertpapierentschädigung AeW
Die neue LGT Investment Management GmbH hingegen ist in der hiesigen Anlegerentschädigung für Wertpapiere (AeW) Mitglied. Nach österreichischem Recht gibt es bei einem Entschädigungsfall für berechtigte Anleger maximal 20.000 Euro zurück. Das ist etwas schlechter als in Liechtenstein, wo die Forderungsansprüche erst bei 30.000 Schweizer Franken begrenzt sind (beziehungsweise dem Gegenwert dieser Summe in einer anderen Währung).

Wie das bisherige Bankgeschäft in Österreich und die neue GmbH in der Praxis ineinandergreifen sollen, sagte die LGT nicht. Mehrere Anfrageversuche zu Details blieben unbeantwortet. Jedoch geht mit der Neuerung offenbar keine Abkehr vom Niederlassungsmodell einher, beziehungsweise scheint keine österreichische Banklizenz zu kommen. "Die Zweigniederlassung Österreich ist davon nicht betroffen", heißt es nur knapp aus der Pressestelle in Österreich.

Nächster Schritt nach UBS-Übernahme
Geschäftsführer der GmbH sind laut Firmenbuch Wolfgang Eisl, Geschäftsleitungsmitglied LGT Österreich und ehemaliger UBS-Österreich-Verantwortlicher, und Jürgen Lukasser, Investmentchef LGT Österreich. Die LGT in Wien hatte vor rund zwei Jahren das Wealth-Management-Geschäft der UBS Österreich übernommen.

Nach damaligen Angaben verwaltete die LGT Österreich per Mitte 2020 (inklusive 4,5 Milliarden Euro der UBS-Österreich-Kunden) Gelder in Höhe von rund 17 Milliarden Euro. Wie viele es heute sind, blieb auf Anfrage ebenfalls unbeantwortet.

Bisher keine WPF der Klasse 2
Jedenfalls dürfte von den Milliarden, die die österreichische Zweigniederlassung verwaltet, bisher kein (regulatorisch) substanzieller Anteil an die neue GmbH übergegangen sein. Bei der LGT Investment Management GmbH handelt sich nach Auskunft der FMA um eine Klasse-3-WPF. Das ist die unterste Kategorie nach dem neuen WPF-Aufsichtsrahmen in Österreich, der seit 1. Februar 2023 gilt. In dem neuen Schema würde eine WPF ab 1,2 Milliarden Euro an verwalteten Vermögenswerten in die strenger beaufsichtigte Klasse 2 vorrücken.

Bisher habe noch keine WPF einen Antrag auf Beaufsichtigung nach Klasse 2 (oder 1) gestellt, sagte ein FMA-Sprecher. Die Firmen müssen bei Überschreiten bestimmter gesetzlicher Schwellenwerte die FMA informieren, beziehungsweise müssen sie eine Konzessionserweiterung bei der FMA beantragen. Hintergrund für die Neuerungen ist das im Februar in Kraft getretene Wertpapierfirmengesetz (WPFG), das die EU-IFD-Richtlinie (2019/2034) umsetzt.

In Klasse 2 würde eine Wertpapierfirma fallen, sobald sie auch nur einen der Schwellenwerte erreicht (Auswahl): verwaltete Assets von mindestens 1,2 Milliarden Euro; bearbeitete Kundenaufträge von zumindest 100 Millionen Euro täglich für Kassageschäfte oder von einer Milliarde Euro pro Tag für Derivate; bilanzielle und außerbilanzielle Gesamtsumme erreicht 100 Millionen Euro; jährliche Bruttoeinnahmen von mindestens 30 Millionen Euro; oder sobald die WPF selbst Vermögenswerte verwahrt oder Kundengelder hält. (eml)