DJE Kapital mit Hauptsitz in Pullach bei München kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Jens Ehrhardt gründete das Unternehmen 1974. Im Jahr 1987 legte er mit dem FMM-Fonds Deutschlands ersten Vermögensverwalterfonds auf. Seitdem hat sich die Zahl der von DJE verwalteten Fonds deutlich erhöht, und die Gesellschaft hat sich als bekannter Player am deutschen Markt etabliert.

Im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE erklärt DJE-Vertriebsvorstand Thorsten Schrieber, welche Pläne die Führungsmannschaft um Jens und Jan Ehrhardt für die nähere Zukunft hat – und wie sie ihre Ziele erreichen möchte.

Herr Schrieber, wie lief es für DJE Kapital zuletzt?

Thorsten Schrieber: Wir können nicht klagen, die Geschäftsentwicklung in den vergangenen Jahren war gut. 2021 haben wir allein netto eine Milliarde Euro eingesammelt und standen zum Jahreswechsel bei rund 17,4 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen, die wir mit knapp 180 Mitarbeitern an verschiedenen Standorten betreuen. Dazu hat auch beigetragen, dass wir zwar Value-Investoren sind, aber durchaus auch opportunistisch unterwegs sind. Als etwa die Tech-Werte gut liefen, haben wir die Performance mitgenommen. Und als dann im Laufe der letzten Monate Value-Titel wieder interessant wurden, waren und sind wir mit unseren Blockbustern DJE Dividende & Substanz und DJE Zins & Dividende gut aufgestellt.

Über welche Vertriebswege kam das Geld?

Schrieber: Hauptmotor ist der Wholesale- und Retail-Bereich. Wir kooperieren mit fast allen Sparkassen, die ein signifikantes Drittgeschäft haben, und sind auch bei den Volks- und Raiffeisenbanken gut positioniert. Das mag auch daran liegen, dass wir bei der DZ Bank als Depotbank unserer Kapitalverwaltungsgesellschaft einen großen Teil unserer Assets liegen haben. Dazu haben wir langjährige Partnerschaften mit freien Vermittlern, Pools und Vertrieben. Stark gewachsen sind wir ferner bei den institutionellen Anlegern, auch wenn wir hier noch nicht so bekannt sind, weshalb wir kürzlich Christian Vomberg als neuen Leiter für den institutionellen Vertrieb engagiert haben. Wir haben aber den Wettbewerbsvorteil, dass wir auch bei Anlagevolumen von weniger als 100 Millionen Euro durchaus mitpitchen. Damit bewegen wir uns unter dem Radar von Blackrock, Deutsche Bank & Co., die im institutionellen Geschäft in der Regel nichts unter 100 Millionen Euro anfassen. Schließlich haben wir noch die klassische, individuelle Vermögensverwaltung, die rund 20 Prozent unserer Assets ausmacht und stark gewachsen ist, auch dank unserem 2017 gegründeten Onlineangebot Solidvest.

Was ist das Ziel für die kommenden Jahre? Wo wollen Sie hin?

Schrieber: Die großen Anbieter wie eine DWS werden wir sicher nicht einholen, das ist nicht unsere Region. Wir möchten aber in nicht allzu ferner Zukunft eine gewisse Asset-Größe zwischen 20 und 30 Milliarden Euro erreichen und damit mit Privatbanken wie beispielsweise Metzler im Fondsgeschäft präsent sein. Im Fondsbereich sind wir bereits jetzt größer als viele bekannte ausländische Adressen in Deutschland, darunter einige Schweizer Adressen.

Was ist Ihre Strategie dafür?

Schrieber: Wichtig ist immer, die besten Leute am Markt zu finden, was nicht einfach ist. Denn die großen Player können mit viel Geld wedeln. Wir haben aber als eigentümergeführter Mittelständler einen eigenen Charme. Bei einer Großbank wäre ein Kandidat vielleicht die Nummer 5.000, bei uns hat er den direkten Draht zur Unternehmensführung. Im Zweifelsfall zahlen wir auch das gleiche Gehalt. Wer unternehmerisch denkt und selber was bewegen möchte, ohne finanzielle Abstriche machen zu müssen, der findet zu uns. Außerdem haben wir in der Zentrale bei München die Berge direkt vor der Tür – also genügend Argumente für uns.

Gut, aber das gehört zu den Standardaufgaben eines jeden Unternehmens, das wachsen möchte.

Schrieber: Richtig, aber viele unterschätzen das. Die regulatorischen Anforderungen etwa sind in den vergangenen Jahren so gestiegen, dass wir den Bereich Compliance und Revision stark erweitert haben. Das gilt auch für den Bereich ESG: Wir haben mindestens zehn Leute im Haus, die sich mehr oder minder nur damit beschäftigen.

Ok, aber wie sieht es auf der Vertriebsseite aus: Planen Sie beispielsweise, Fonds direkt an Endkunden zu vertreiben?

Schrieber: Wir schließen tatsächlich nicht aus, unsere Publikumsfonds Anlegern eines Tages direkt anzubieten. Im Moment steht das aber nicht im Fokus. Dafür müssten wir die Mannschaft noch einmal ausbauen, man benötigt Mitarbeiter für die Kundenbetreuung etwa in einem Call-Center. Das ist ein Kostentreiber, sodass wir uns gut überlegen müssen, welches Rad wir hier drehen wollen oder ob wir da nicht lieber Banken und Vermittler betreuen, die wiederum die Anleger betreuen.

In der individuellen Vermögensverwaltung und mit Solidvest betreuen Sie die Endkunden aber doch heute schon direkt.

Schrieber: Daher kennen wir ja auch das Problem mit den Kosten der Kundenbetreuung!
Solidvest ist eine Art Versuchslabor für uns, mit dem wir die digitale Ansprache ausprobieren und automatische Prozesse forcieren möchten.

Wollen Sie auch mit neuen Produkten wachsen, etwa einem Kryptofonds?

Schrieber: Einen reinen Kryptofonds von DJE wird es nicht geben. Wir glauben zwar an die Technik der Blockchain und der Tokenisierung, die unser Wertpapiergeschäft sehr stark beeinflussen wird. Allerdings sind wir fundamentale Investoren, die zu den Unternehmen gehen und sie analysieren. Bei Kryptowährungen haben wir aber nichts, was wir anfassen und bewerten könnten. Wenn sich der Bitcoin-Kurs verzehnfachen sollte, dann sind wir halt nicht dabei. Schließlich sind wir auch keine Fondsproduktionsmaschine und lancieren ständig neue Produkte. Wir sind mit den Dividenden- und den Balanced-Produkten gut ausgestattet, zudem haben wir ein paar Spezialitäten wie den DJE Gold & Ressourcen und den DJE Gold & Stabilitätsfonds. Mit dem DJE Agrar & Ernährung bieten wir zudem eine Strategie an, die gerade im Moment interessant ist wegen der Frage der Entwicklung der Lebensmittelproduktion, forciert durch die Ukraine-Krise.

Andere kleinere Gesellschaften setzen neuerdings auch auf ETFs…

Schrieber: Wir verteufeln ETFs nicht, sind aber ein aktiver Manger und werden sie nicht anbieten. Jens Ehrhardt managt seinen FFM-Fonds seit 35 Jahren. Kein anderer Fondsmanager in Europa betreut so lange ein Portfolio. Der Fonds hat seitdem knapp acht Prozent im Jahr gemacht. Den MSCI World hat er klar geschlagen, wobei die Outperformance immer in den Korrekturphasen gelang. Das kann nur ein aktiver Manager, der auch mal aussteigen und später wieder nachkaufen kann – und kein ETF.

Wie sieht es mit Plänen für nachhaltige Fonds aus?

Schrieber: Unsere Fonds sind auf Artikel 8 und sogar Artikel 8+ umgestellt. Es kann auch sein, dass wir einen dezidierten Impact-Fonds bringen. Wir managen ein Produkt für die DWS, den DWS Responsible Invest, da böte sich an, ihn von Artikel 8 auf Artikel 9 umzustellen, weil der Manager Interesse hat und auch die Kapazitäten, die Unternehmen vor Ort zu besuchen und so auf sie einzuwirken. In einigen Fällen kommen wir Kundeninteressen entgegen und ändern die Strategie, wie im Falle des RWS Aktienfonds, den wir für den Vertrieb RWS managen, in Kooperation mit dem WWF. Der heißt nun RWS Aktienfonds Nachhaltig. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir keine zweite Ökoworld werden wollen.

Wir danken für das Gespräch. (jb)