Über die Gesellschaft Kitzventure mit Sitz in Kitzbühel (Tirol) wurde am Donnerstag am Landesgericht Innsbruck ein Konkursverfahren eröffnet. Das teilt der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) mit. Betroffen sind laut den Angaben 140 Gläubiger mit Gesamtforderungen in Höhe von 2,9 Millionen Euro. Die Höhe des aushaftenden Betrags wurde laut dem Gläubigerschutzverband KSV1870 vom Geschäftsführer der Gesellschaft beziffert. Demnach sind vier Dienstnehmer beschäftigt.

Im Insolvenzverfahren müsse die Vermögenslage inventarisiert werden. Erste Einblicke gibt es: Nach Angaben der Schuldnerin befinde sich der PKW Lamborghini Huracan EVO nicht im Eigentum der Schuldnerin, sondern wurde lediglich angemietet, heißt es beim AKV. Beim KSV1870 betont man wiederum, dass die Schuldnerin das Geschäftsjahr 2021 – nach deren Unterlagen – mit einem beträchtlichen Überschuss abgeschlossen habe.

Fortführung muss geprüft werden
Bisher sei kein Antrag auf Sanierung eingebracht worden, heißt es beim AKV. Ob ein solcher geplant ist und ob eine Fortführung des Unternehmens infrage kommt, werde im Zuge des Verfahrens geklärt, so die AKV-Experten. Ein Anwalt der insolventen Gesellschaft betonte bereits gegenüber Medien den Wunsch einer Restrukturierung. Das Unternehmen, das Hauptsponsor des Tiroler Fußballvereins Wacker Innsbruck ist, sieht sich seit Jahren mit Negativschlagzeilen konfrontiert.

2017 wurde Kitzventure von der Finanzmarktaufsicht (FMA) wegen irreführender Werbung sowie fehlendem Prospekthinweis bestraft, nachdem die bis dahin kaum bekannte Gesellschaft begonnen hatte, in namhaften Kanälen für ein mit 9,75 Prozent verzinstes qualifiziertes Nachrangdarlehen zu werben. Das Angebot wurde als Crowdinvesting beworben, bewegte sich nach Ansicht von Behörden aufgrund seiner Ausgestaltung jedoch im streng regulierten Bereich der Alternativen Investmentfonds. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck sah Betrugsverdacht und leitete ein Verfahren ein. 

Die Anklage vom November 2018 lautet auf gewerbsmäßig schweren Betrug. "Den angeklagten Verantwortlichen der Firma wird vorgeworfen, mit überhöhten Zinsversprechen zu Investments in das Unternehmen verleitet zu haben ohne über die wahren finanziellen Verhältnisse und das Verlustrisiko zu informieren und ohne die Investitionssumme von insgesamt über 170.000 Euro  entsprechend zu veranlagen", heißt es aus der Staatsanwaltschaft Innsbruck. Außerdem sollen von den Verantwortlichen Werbeeinschaltungen bei diversen Medien in Auftrag gegeben worden sein, ohne die Kosten hierfür bezahlen zu können, so die Staatsanwälte. Hier werde ein Schaden von gut 650.000 Euro angenommen. Das Verfahren ist nach wie vor beim Landesgericht Innsbruck anhängig. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Immer wieder Turbulenzen
Das Verfahren war von Beginn weg turbulent. Im Umfeld legten Kitzventure-Anwälte ihr Mandat zurück. Auch verklagte die Gesellschaft eigene Anwälte. Während der Pandemie sorgte das Unternehmen mit dem Vertrieb von Mund-Nasen-Schutzmasken erneut für Unmut und handelte sich eine Klage des Konsumentenschutzvereins VKI ein. Vergangenes Jahr erklärte Kitzventure-Geschäftsführer Patrick Landrock, die Drogeriemarktkette Schlecker wiederbeleben zu wollen.

Das Unternehmen besitzt laut KSV1870 zahlreiche Markenrechte. Wie ein Blick in das Patentamt zeigt, hat sich Kitzventure unter anderem die Zahlenkombination 6370 gesichert, die Postleitzahl von Kitzbühel, oder die Begriffe Goldene Gams und kitzSnow. Auch dafür gab es Schlagzeilen. Die Markenrechte an "Fridays for Future" wurden nach großer Aufregung schlussendlich an die Klima-Bewegung übergeben. 

Nach den Angaben von AKV ist die Kitzbüheler Beteiligungsgesellschaft derzeit auch im Bereich "Company-Building-Projekte und Durchführung von Seminaren und Veranstaltungen" tätig. (eml)


Informationen zum Insolvenzverfahren:
Anmeldefrist: 24.04.2023
Insolvenzverwalter: Dr. Wolfgang Offer
Prüfungstagsatzung: 08.05.2023, 10:45 Uhr