Anleger haben im zweiten Quartal dieses Jahres unter dem Strich 25 Milliarden Euro aus DWS-Fonds abgezogen. Das geht aus den am Mittwoch veröffentlichten Geschäftszahlen des Anbieters hervor. Der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge verfehlte die Deutsche-Bank-Tochter die Erwartungen damit deutlich. Demnach hatten Analysten durchschnittlich mit Zuflüssen von mehr als 400 Millionen Euro gerechnet. Das verwaltete Vermögen sank in den drei Monaten von Ende März bis Ende Juni von 902 Milliarden Euro auf 833 Milliarden Euro, wozu neben den Mittelabflüssen auch Kursverluste an den Aktien- und Rentenmärkten beitrugen.

Das Finanzergebnis blieb dagegen stabil: Den bereinigten Vorsteuergewinn für die Monate April bis Juni beziffert die DWS auf 273 Millionen Euro, nach 279 Millionen im Vorquartal. Das Halbjahresergebnis von 552 Millionen Euro sei das beste der Firmengeschichte, teilt das Unternehmen mit. Die Erträge im zweiten Quartal sanken im Vergleich zum Jahresauftakt um drei Prozent auf 671 Millionen Euro, lagen aber sieben Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Auch die Cost-Income-Ratio, die den Aufwand ins Verhältnis zum Ertrag setzt, liege mit 59,3 Prozent auf einem "sehr guten Niveau".

Dass die DWS trotz der hohen Abflüsse so profitabel ist, liegt daran, dass Anleger ihr Kapital vor allem aus margenschwachen Geldmarktprodukten abzogen. Lässt man diese Fonds außen vor, belief sich der Nettomittelabfluss nur auf rund 300 Millionen Euro. Entsprechend entspannt fiel die Reaktion an der Börse aus: Die DWS-Aktie lag am Mittwochmorgen wie die marktbreiten Indizes leicht im Plus.

Zwei Milliardenfonds liefern
Der Frankfurter Asset Manager verweist auf den "guten Produktmix" der Nettomittelflüsse, die zu "starken Nettoneuerträgen" führten: "Die Nachfrage unserer Kunden nach hochmargigen alternativen Anlagen und Fonds aus dem Bereich Active hielt an", heißt es in der Pressemitteilung. Lässt man die Geldmarktprodukte außen vor, verbuchte der Bereich "Active Asset Management" im zweiten Quartal 1,5 Milliarden Euro Nettomittelzuflüsse. Allein 0,7 Milliarden davon entfallen auf "Active Equity". Hier verweist der Anbieter auf Zuflüsse in den DWS Top Dividende. Dieser gut 20 Milliarden Euro schwere Flaggschifffonds ist enorm wichtig für die Geschäftszahlen, er spült Jahr für Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag an Managementgebühren in die Kasse. Entsprechend positiv wird in der Zentrale wahrgenommen, dass Portfoliomanager Thomas Schüßler zuletzt wieder zurück in die Erfolgsspur fand.

Weitere rund 600 Millionen Euro entfallen auf den Multi-Asset-Bereich, "was in erster Linie auf starke Zuflüsse in den Flaggschifffonds DWS Concept Kaldemorgen zurückzuführen ist", wie es in der Mitteilung heißt. Altmeister Klaus Kaldemorgen hielt sein knapp 14 Milliarden Euro schweres Portfolio in den vergangenen Monaten deutlich besser auf Kurs als viele seiner Mitbewerber. Dieser Fonds ist nicht nur wegen der Verwaltungsgebühren wichtig für die DWS, sondern auch aufgrund der üppigen erfolgsabhängigen Vergütung. Die Einnahmen aus Performance-Fees nahmen zuletzt konzernweit zu, mutmaßlich auch dank Kaldemorgens Geschick. Ohne die Fonds der beiden DWS-Haudegen Schüßler und Kaldemorgen wären die Geschäftszahlen zuletzt also spürbar schlechter ausgefallen.

Trotz Greenwashing-Vorwürfen: Zuflüsse in Nachhaltigkeitsfonds
Bemerkenswert ist, dass die DWS im Bereich "Active Equity" von einer "anhaltenden Nachfrage nach ESG-Produkten" berichtet. Zumindest in diesem Produktsegment halten die Kunden dem Anbieter offensichtlich also trotz der Greenwashing-Vorwürfe die Treue, die Ende Mai in einer Razzia gipfelten und letztlich Firmenchef Asoka Wöhrmann den Job kosteten. (bm)