Die Schweizer Bank Julius Bär durchsucht ihren Kundenstamm nach potenziellen Geldwäschern, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Damit reagieren  die Eidgenossen darauf, dass seit einiger Zeit immer mehr Geldwäsche-Fälle bei Schweizer Banken publik werden. Die Schweizer Finanzmarktaufsichtsbehörde Finma hat bei ihren aktuellen Untersuchungen wohl auch Julius Bär im Blick. Das Institut betont, den Ernst der Lage erkannt zu haben und selbst aktiv geworden zu sein.

Man nehme die Bekämpfung von Geldwäsche sehr ernst, erklärte Vorstandschef Bernhard Hodler bei der Bilanzvorlage am Montag in Zürich. Das interne Projekt "Atlas" soll Kunden auf Herz und Nieren prüfen und unter anderem klären, woher das Geld auf ihren Konten stammt, ob sie ihre Steuerpflichten erfüllen und ob es fragwürdige Transaktionen gibt. Dazu, wie viele verdächtige Kunden "Atlas" bisher zutage gefördert hat, sagte Hodler nichts. Er räumte allerdings ein: "Wir haben faule Äpfel gefunden. Und wir haben Kunden gehen lassen." Die Überprüfung soll noch bis Ende des Jahres laufen.

Auf Sparkurs
Trotz der Rauswürfe hat Julius Bär im vergangenen Jahr netto 17 Milliarden Franken an frischem Geld eingesammelt. Das waren 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gewinn nach Steuern stieg 2018 um knapp drei Prozent auf 735 Millionen Franken. Das operative Geschäft litt indes unter den Kursrücksetzern an den Aktienmärkten. Diese hatten zur Folge, dass sich Kunden im zweiten Halbjahr bei Kapitalanlagen zurückhielten. Im laufenden Jahr will Julius Bär seine Ausgaben um hundert Millionen Franken senken und zwei Prozent der 6.700 Stellen abbauen.

Das Projekt "Atlas" hat die Bank laut Schweizer "Handelszeitung" rund 47 Millionen Franken gekostet. Im laufenden Jahr wird es voraussichtlich noch einmal 35 Millionen Franken verschlingen. Damit kommt Julius Bär wohl günstiger davon als im Fall eines ernsten Reputationsschadens: Allein die Schweizer Banken dürften in den vergangenen zehn Jahren mehr als zehn Milliarden Franken für Bußgelder und Anwälte rund um Geldwäsche- und Steuerbetrugsaffären gezahlt haben. (fp)