Große Konkurrenz für deutsche Institute. JP Morgan plant, bald mit seiner Onlinebank Chase für deutsche Privatkunden an den Start zu gehen – der genaue Zeitpunkt steht aber noch nicht fest. Das sagte Jamie Dimon, Chef von JP Morgan, in einem Interview mit dem "Handelsblatt". Das US-Institut stellt dafür gegenwärtig Mitarbeiter in Berlin ein, wo das digitale Privatkundengeschäft nicht nur für Deutschland, sondern für die ganze Europäische Union ansässig sein wird, so Dimon weiter. Er bestätigte damit einen Bericht von "Bloomberg" vom Februar. Das Angebot von Chase werde wie in anderen Ländern zunächst nur wenige Produkte umfassen, werde dann aber schrittweise ausgebaut. "Ich bin zuversichtlich, dass wir mit diesem Ansatz auch in Deutschland Erfolg haben werden", so Dimon.

Aber nicht nur im Onlinebanking möchte JP Morgan angreifen. Dimons Ziel ist es, die in Frankfurt ansässige Europatochter JP Morgan SE, die im Zuge des Brexits nach Deutschland umsiedelte, unter die Top Drei der heimischen Institute zu platzieren. Dieses Ziel des JP-Morgan-Chefs würde ein signifikantes Wachstum bedeuten. Das Institut hat derzeit eine Bilanzsumme von 436 Milliarden Euro und ist damit laut "Handelsblatt" die Nummer fünf. "Darüber hinaus steigt die Zahl unserer Kunden, und wir machen mehr Geschäft – mit Unternehmen genauso wie mit vermögenden Privatkunden. In allen Geschäftsbereichen wollen wir in Deutschland und der EU weiter zulegen. Wir bleiben im Wachstumsmodus", so Dimons Ansage an die Mitbewerber.

JP-Morgan-Chef: "Deutschland hat die Kurve gekriegt"
Die Grundlagen hierzulande sind nach Meinung des Bankers gegeben. Seiner Einschätzung nach geht es Deutschland sehr gut – wenn man bedenke, wie schwierig die Lage vor zwei Jahren war. "Damals gab es große Probleme im globalen Handel. Zudem ist Gas wegen der russischen Invasion auf die Ukraine teurer geworden. Deutschland hat darauf reagiert und die Kurve gekriegt", zitiert ihn das "Handelsblatt". Beeindruckt habe ihn, dass sich Berlin zu einem wichtigen Standort für Technologiefirmen und Start-ups entwickelt hat. Nichtsdestotrotz müsse sich Deutschland natürlich fragen, was es besser machen kann – genauso wie Amerika auch. (jb/Bloomberg)