Alternative Anlagen wie Private Equity oder Private Debt werden trotz der Rückschläge in dem Segment auch künftig eine wichtige Rolle für Asset Manager spielen. Davon zeigt sich Kamil Kaczmarski, bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman für die Fondsbranche zuständig, überzeugt. "Anleger haben die Vorteile alternativer Investments als Diversifikation in einem liquiden Portfolio schätzen gelernt", sagt Kaczmarski im Gespräch mit FONDS professionell. "Langfristig werden Privatmarkt- und andere illiquide Anlagen daher wieder an Bedeutung gewinnen."

Der Appetit der Anleger auf alternative Investments bei einer Neuallokation habe zwar kurzfristig nachgelassen. Grund sei die geringere relative Attraktivität angesichts des höheren Zinsniveaus. "Wenn eine Anleihe vier bis fünf Prozent per annum abwirft, was braucht es da eine Immobilie, die man mehr als zehn Jahre halten muss und die auch nur fünf Prozent Rendite einbringt?", fragt der Branchenkenner.

Grenzen überschritten
Die Kursverluste an den Aktien- wie auch den Anleihenmärkten im Jahr 2022 wiederum hätten das Gewicht alternativer Investments in den Portfolios der Anleger gesteigert. "Mitunter wurde ein Exposure erreicht, das eigentlich gar nicht gewollt war", erläutert der Experte. "Dies führte wiederum dazu, dass das vergangene Jahr wahrscheinlich eines der schwächsten Jahre beim Einwerben von Neugeld war", erläutert der Berater.


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Langfristig gesehen hätten sich alternative Investments allerdings als Anlageklasse etabliert. "Sie werden über kurz oder lang Bestandteil von praktisch jedem Portfolio sein", ist Kaczmarski überzeugt. Bei Asset Managern wies in den vergangenen Jahren der Bereich der alternativen Investments die höchsten Wachstumsraten aus. "Derzeit steckt zwar ein Schluckauf im System", führt der Branchenbeobachter aus. "Aber jeder Asset Manager, der langfristig relevant für seine Kunden bleiben möchte, wird alternative Anlageklassen anbieten müssen."

Dies scheinen einige Investmenthäuser erkannt zu haben. So kündigten sowohl der weltweite Branchenprimus Blackrock als auch der größte europäische Fondsanbieter Amundi in diesem Jahr Zukäufe von alternativen Investmentboutiquen an. Auch die Commerzbank, die eine Expansion in das Asset Management vorantreibt, übernimmt einen Sachwerteanbieter.

Hohe Anlaufkosten
Allerdings beobachtet der Oliver-Wyman-Experte, dass sich innerhalb des Private-Market-Segments die Ausrichtung verändert. "Es geht bei alternativen Anlagen nicht mehr nur um Immobilien oder Private Equity. Das Feld weitet sich zusehends", so Kaczmarski. "Es entwickeln sich ganz unterschiedliche Facetten." So würden nicht mehr nur Wind- und Solaranlagen zu Infrastruktur zählen, sondern auch Wasserstoff-, Batteriespeicher- oder Recyclinganlagen. "Bei Immobilien geht es nicht mehr nur um den Besitz und den Erhalt, sondern auch um eine energetische Sanierung", führt der Experte aus.

Zwar sei für Asset Manager der Einstieg in das Feld der alternativen Investments mit Start-Investitionen und zunächst auch mit höheren laufenden Kosten verbunden. "Doch längerfristig zahlt sich diese Investition aus", zeigt sich Kaczmarski überzeugt. "Denn während die durchschnittlichen Margen der Asset-Management-Industrie unter Druck stehen, können Anbieter mit alternativen Investments im Sortiment diesen Verfall stoppen." (ert)