Der Finanzdienstleister JDC setzt seine Digitalisierungsstrategie fort und entwickelt Anwendungen auf Basis der Blockchain-Technologie. Das Unternehmen gründet dafür ein Blockchain-Labor im Fürstentum Liechtenstein. Dies sei der nächste logische Schritt in der Weiterentwicklung zur führenden Prozess- und Serviceplattform für Versicherungen, Investmentfonds und andere gängige Finanzprodukte, heißt es in einer Mitteilung. Die Wiesbadener Gruppe hatte zuvor als Teil der Digitalstrategie die Berater- und Endkunden-App "Allesmeins" eingeführt und die Online-Plattform "Geld.de" übernommen.

Die Blockchain-Technologie erlaubt es, durch eine Abfolge (Chain) von verschlüsselten Datenpaketen (Blocks) Transaktionen direkt zwischen Parteien abzuwickeln. Dieses System gilt einerseits als transparent, weil zugelassene Teilnehmer die älteren Transaktionsdaten einsehen können. Zum anderen gilt die Technik als resistent gegenüber Manipulationen, da die Datensätze in weltweit verstreuten Kopien auf Computern liegen. Um eine Fälschung durchzusetzen, müssten mehr als die Hälfte der Kopien attackiert werden, was eine immense Rechenleistung erfordern würde.

"Wohl der Privat- und Geschäftskunden im Fokus"
Weitere Vorteile seien das Wegfallen von Transaktionskosten und Transaktionszeiten sowie die "Inter-Operabilität", also die intelligente Verknüpfung von Daten, schreibt JDC in der Mitteilung. Die Blockchain habe daher das Potenzial, den Finanz- und Versicherungsmarkt ebenso von Grund auf zu revolutionieren und zu verändern wie die breite Einführung des Internets vor knapp 20 Jahren, heißt es weiter. Die Blockchain-Technologie entstand im Umfeld von Kryptowährungen wie Bitcon.

"Als führender Abwicklungstechnologie-Dienstleister und Marktteilnehmer mit den wohl meisten Schnittstellen zu Produktgebern und Datenquellen im deutschsprachigen Finanz- und Versicherungsmarkt, 16.000 Vermittlern und 1,3 Millionen Kunden ist die JDC Group prädestiniert dafür, die Blockchain-Technologie als erster in diesem Bereich professionell einzusetzen und damit in der Kundenbeziehung zum Durchbruch zu verhelfen", erläutert Sebastian Grabmaier, Vorstandschef der JDC-Gruppe, den Schritt. "Dabei haben wir das Wohl unserer Privat- und Geschäftskunden im Fokus, die künftig selbst entscheiden können, ob und wie ihre Daten benutzt werden."

Liechtenstein als "ideale Basis"
Im Vorstand der JDC-Gruppe werde ab Sommer Stefan Bachmann die Blockchain-Lab-Strategie verantworten. Er war vom Internetriesen Google zu JDC gewechselt. "Wir positionieren uns bewusst mit dem Fokus auf Blockchain-Technologie und fernab des Bitcoin-Hypes", erläutert Bachmann seine Ziele. Die Frankfurter gründen dafür eine Tochter in Liechtenstein, die JDC B-Lab.

Der Finanzstandort biete für innovative Geschäftsmodelle auf Grundlage der Blockchain-Technologie die ideale Basis, denn als eines der ersten Länder der Welt habe Liechtenstein ein funktionierendes Krypto-Gesetz eingeführt, heißt es in der Mitteilung. Liechtensteins Regierungschef Adrian Hasler hatte jüngst im Interview mit FONDS professionell betont, das Fürstentum als innovativen Finanzplatz positionieren zu wollen.

BNP Paribas AM wickelt Fondstransaktion via Blockchain ab
JDC ist mit seiner Blockchain-Initiative nicht allein. BNP Pairbas Asset Management gab bekannt, Ende vergangenen Jahres einen Test erfolgreich abgeschlossen zu haben, bei dem Fondsanteile per Blockchain gehandelt wurden. Der Test habe die gesamte Kette des Anteilshandels abgedeckt, vom Auftrag des Kunden über die Abwicklung bis hin zur Einbuchung der Anteile im Kundendepot.

"Wir haben die einmalige Chance, die Zukunft der Fondsindustrie mit digitalen Technologien zu formen", sagte Fabrice Silberzan, der im Vorstand der BNP Paribas AM das operative Geschäft verantwortet. "Während Investoren von kürzeren Transaktionszeiten profitieren, spielt uns ein schlankeres, technologiebasiertes System in die Hände, das für alle Fondstypen und Regionen relevant ist." BNP arbeitete bei dem Test unter anderem mit der Börse Luxemburg und der Beratungsgesellschaft KPMG zusammen.

Auf Expansionskurs
Die JDC-Gruppe ist auch abseits ihrer Digitalisierungspläne kräftig auf Expansionskurs: Im November schloss der konzerneigene Maklerpool Jung, DMS & Cie. einen Kooperationsvertrag mit der Lufthansa-Tochter Albatros Versicherungsdienste, der den jährlichen Provisionsumsatz um bis zu 20 Millionen Euro heben dürfte. Kurz darauf übernahm der Maklerpool zwei Versicherungsbestände der Artus-Gruppe – es geht um rund 40.000 Endkundenverträge mit einem Volumen von rund 30 Millionen Euro Nettojahresprämien. (ert)