Christian Petter, seit rund drei Monaten Leiter des Bereichs Österreich und CEE bei J. Safra Sarasin Fund Management (Luxembourg), strebt für sein Haus nach neuen Zielen. Der Vertrieb solle breiter aufgestellt werden, sagte Petter im Gespräch mit der Redaktion. Während die JSS-Fonds bei österreichischen institutionellen Investoren bereits fest verankert sind, sollen nun auch Retailbanken, Privatbanken und andere Vertriebsprofis wie IFAs (unabhängige Finanzvermittler) gezielt angesprochen werden. Auf deren Fondslisten will JSS häufiger aufscheinen.

Im Mittelpunkt stehen dabei die JSS-Nachhaltigkeitsfonds, auf die das Unternehmen einen Schwerpunkt legt; 85 Prozent der Produktpalette fallen laut Petter aktuell unter Artikel 8 oder 9 der EU-Offenlegungsverordnung – integrieren also Nachhaltigkeitsaspekte oder verfolgen ausdrücklich messbare Nachhaltigkeitsziele. Zwei Fonds tragen außerdem das österreichische Umweltgütezeichen UZ-49, fünf das deutsche FNG-Siegel, die beide als streng gelten und unter anderem Atomkraft ausschließen.

Interesse habe bei Präsentationen in Österreich etwa der JSS Green Planet-Fonds geweckt, der – benchmarkfrei – in Unternehmen investiert, die an der Lösung von Umweltproblemen arbeiten. Darunter finden sich Titel, die man als Fondsanleger sonst nicht automatisch im Portfolio hat – etwa die norwegische Aker Carbon Capture, deren Technologie das klimaschädliche CO2 bindet.   

Längere Nachhaltigkeitshistorie
Was die Nachhaltigkeit betrifft, kann das JSS-Fondsmanagement eine gewisse Historie vorweisen. Die vor rund zehn Jahren von der brasilianischen Banco Safra übernommene Schweizer Bank Sarasin verwaltete ihre ersten Mandate mit Umweltschwerpunkt bereits in den 1980er-Jahren: Großkunden der Bank begannen damals bei der Geldanlage umzudenken – ausgelöst durch das problematische und schlussendlich auch kursschädigende Verhalten großer Schweizer Unternehmen (etwa Sandoz-Chemieunfall, Nestlé-Babymilchskandal,…). Aus diesen Mandaten entstanden in den frühen 1990ern die erste Sarasin-Umwelt-Fonds für ein breiteres Publikum.

Man habe die Nachhaltigkeits-Expertise in den vergangenen Jahren durch Investitionen in das Team kräftig ausgebaut, wie Petter betont. Zuletzt wurde bekannt, dass Daniel Wild, der bei der Credit Suisse die globale ESG-Strategie geleitet hatte, als Nachhaltigkeits-Chef zu J. Safra Sarasin wechselt.

Teil der Safra-Sarasin-Gruppe
Das JSS-Fondsmanagement, das ein Vermögen von gut 50 Milliarden Euro verwaltet (Ende Juni 2021), gehört zur global agierenden J. Safra Sarasin-Gruppe. Die Gruppe hält weltweit zahlreiche Unternehmensbeteiligungen, etwa am Bananenexporteur Chiquita, und machte sich als Immobilieninvestor mit dem Kauf des signifikanten Londoner "Gherkin"-Hochhauses (Swiss-Re-Tower) einen Namen.

Ebenfalls Teil der Gruppe ist die in Basel ansässige Privatbank J. Safra Sarasin, deren verwaltetes Vermögen mit rund 212 Milliarden Euro (Ende Juni 2021) angegeben wird. Die brasilianische Unternehmer- und Bankiersfamilie Safra hatte die Schweizer Sarasin-Bank im Jahr 2012 übernommen und arbeitet seitdem daran, im globalen Private-Banking-Markt eine relevante Größe zu erreichen. J. Safra Sarasin zählte in den vergangenen Jahren zu den aktivsten Konsolidiererinnen unter den Schweizer Privatbanken. Laut dem Portal finews.ch hat das Institut seit dem Jahr 2010 über 105 Milliarden Franken an Kundengeldern durch Zukauf dazugewonnen (eingerechnet sind nur öffentlich bekannte Transaktionen).

Ein Einstieg ins österreichische Private Banking sei nicht geplant, heißt es. Beim Fondsvertrieb stehen indes die Zeichen mit Blick auf die Personal-Auswahl auf Ausbau: Petter hatte bereits zuvor in seiner langjährigen Tätigkeit für die französischen Großbank BNP Paribas deren Osteuropageschäft aufgebaut. In den österreichischen Dachfonds verzeichnete JSS zuletzt bereits hohes Wachstum: Laut der vergangenen Dachfondsstudie 2/2021 erzielte die Verwaltungsgesellschaft einen Zuwachs von 150 Prozent auf gut 17 Millionen Euro (30. Juni 2020 versus 30. Juni 2021). (eml)