Der Wirtschaftsexperte Clemens Fuest, Chef des renommierten Münchner Ifo-Instituts, hat die Politik aufgefordert, sich aus den Verhandlungen über eine Fusion zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank herauszuhalten. Das betonen Politiker wie Kanzlerin Angela Merkel zwar selbst, allerdings kam der Anstoß zu den Gesprächen ssehr wahrscheinlich aus dem Bundesfinanzministerium, sodass Sorgen über eine Einmischung der Politik begründet sind. Zumal der deutsche Staat 15,6 Prozent der Commerzbank-Aktien hält.

Fuest sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ), die Politik müsse zwar auf Finanzstabilität und natürlich auch auf das Risiko einer Steuerzahlerhaftung achten. Eine neue, fusionierte Bank solle daher besonders solide sein. "Ansonsten hat die Politik sich aber rauszuhalten, wenn zwei Banken über eine Fusion sprechen. Dies gilt umso mehr, als der Wettbewerb nicht beschränkt wird. Wir haben genug Banken in Deutschland, eher zu viele“, zitiert die Zeitung Fuest.

Fusionierte Bank muss sinnvolles Geschäftsmodell entwickeln
Der Ifo-Chef betont weiter die Wichtigkeit, ein sinnvolles Geschäftsmodell zu entwickeln und strikt auf Synergien zu achten – letztlich also nach betriebswirtschaftlichen Maßstäben zu entscheiden. Auf die Frage, ob Deutschland einen Champion braucht, der international mithalten kann, sagt er laut NOZ: "Die Deutsche Bank hat zumindest diesen Anspruch. Sie steht ja auch nicht zur Disposition, denn Übernahmekandidat ist in diesem Fall die Commerzbank."

Fuest reiht sich ein in eine lange Schlange von Kommentatoren der Fusionsgespräche. "Ich würde massiv davon abraten, jetzt noch einen größeren nationalen Champion zu schaffen", sagte die Ökonomin und Regierungsberaterin Isabel Schnabel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Ein Zusammenschluss sei keine praktikable Lösung, da Kostenersparnisse nicht so leicht zu erzielen seien. Zudem stehe nicht fest, dass die Fusion betriebswirtschaftlich sinnvoll sei.

Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen befürchtet
Der Wirtschaftsweise Lars Feld verwies in der FAZ darauf, dass durch die Fusion eine Bank mit höherer Systemrelevanz entstehen würde, die im Falle einer Krise möglicherweise zu groß wäre, um nicht gerettet zu werden. Das neue Mitglied im Sachverständigenrat Achim Truger, der als gewerkschaftsnah gilt, sieht den Zusammenschluss ebenfalls mit großer Skepsis, schreibt die FAZ. Immerhin befürchten Arbeitnehmervertreter im Zuge der Fusion einen Abbau von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen. (jb)