Die Immobilieninvestments in den Niederlanden geraten für die Anleger geschlossener Fonds langsam zu einem Desaster. Neben MPC Capital und Lloyd Fonds hat auch das Emissionshaus Nordcapital lokale Probleme. Der Fonds "Niederlande 8" sucht dringend einen Käufer, um die Insolvenz der Gesellschaft abwenden zu können. Die Bank hat die Deadline auf den 31. Dezember 2016 festgelegt.

60 Prozent des Objekts unvermietet
Dem Fonds gehört ein 2005 errichtetes Bürogebäude in Amsterdam, das zu Beginn an zwei Mieter für jeweils zehn Jahre vermietet war. Die Immobilie wurde mit 27,1 Millionen Euro Kredit finanziert. Anleger steuerten 19,5 Millionen Euro bei, sodass das Fondsvolumen bei 46,6 Millionen Euro liegt. Das Problem: Einer der beiden Hauptmieter hat den Mietvertrag fristgerecht zum Ende des Jahres 2015 gekündigt und ist ausgezogen. Der Leerstand beträgt nun 60 Prozent.

Außerdem ist das langfristige Darlehen, das ursprünglich bei der Westimmo aufgenommen wurde, Ende 2015 ausgelaufen. Der Kredit wurde voriges Jahr auf die "Bad Bank" der West LB, die Erste Abwicklungsanstalt (EAA), übertragen, mit der Nordcapital die Prolongation des Darlehens bis Ende 2016 verhandelt hat. Das Problem hier: Der Immobilienwert, der geschätzt bei 12 Millionen Euro liegt, reicht niemals aus, um den offenen Kredit in Höhe von 24,2 Millionen Euro abzudecken.

Verkauf soll Insolvenz abwenden
Die Fondsgesellschaft verfügt zwar über 5,16 Millionen Euro Liquiditätsreserven. Doch das löst die Probleme nicht, weil die Lücke zur Rückzahlungspflicht gegenüber der Bank zu groß ist. Da nach Auffassung von Nordcapital eine Umfinanzierung der Immobilie aussichtslos ist und eine Insolvenz unbedingt vermieden werden muss, forderte das Unternehmen mit der Bank im Nacken die Anleger auf, den Verkauf der Immobilie zu beschließen.

Vor wenigen Tagen teilte Nordcapital mit, dass der Beschluss mit der erforderlichen Mehrheit zustande kam. Gleichzeitig flatterten zwei Hiobsbotschaften ins Haus: "Das Kaufangebot, welches der Geschäftsführung vorlag, ist zwischenzeitlich zurückgezogen worden, da der Kaufinteressent keine Finanzierung für die Immobilie finden konnte", heißt es in dem Anlegerschreiben. Es gebe aber Gespräche mit zwei weiteren Interessenten, von denen "in Kürze ein Kaufangebot erwartet" wird.

Leerstand steigt weiter
Neuvermietungen sind unterdessen nicht gelungen. Stattdessen kündigte ein etwas größerer Mieter den Ende 2020 auslaufenden Mietvertrag. Laut Nordcapital wird das Unternehmen schon Ende des Jahres aus dem Objekt ausziehen. Das bedeutet: "Auch wenn die Mietzahlungen bis Ende 2020 vertragsgemäß erfolgen werden, steigt der Leerstand der Immobilie somit zukünftig weiter an, was sich negativ auf den aktuellen Wert der Immobilie auswirkt."

Für Anleger zeichnet sich ein deutlicher Kapitalverlust ab. Sie haben bis Anfang 2011 regelmäßig die geplanten Auszahlungen erhalten. Seither ist kein Geld mehr geflossen. Deshalb haben die Investoren bis dato nur 38,5 Prozent ihres eingesetzten Kapitals zurückerhalten. Sollte der Fonds noch in die Insolvenz rutschen, kann der Insolvenzverwalter die Auszahlungen des Fonds nicht zurückfordern, weil die Haftung der Anleger auf zehn Prozent der Kommanditeinlage beschränkt ist. Durch die geleisteten Auszahlungen wurde die Haftstumme nicht unterschritten. (ae)